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Abgebildet ist Marius Kreissl, Referent für Pflege- und Versorgungsentwicklung.

Aktuelle Projekte in der Pflegeentwicklung

Zusammenfassung: Marius Kreissl, Referent für Pflege- und Versorgungsentwicklung, spricht mit Philipp Rohs, Stationsleiter am kbo-Isar-Amper-Klinikum, über aktuelle Projekte in der Pflegeentwicklung.

Von Philipp Rohs am

Themen:

Philipp Rohs ist Stationsleiter am kbo-Isar-Amper-Klinikum München-Ost und Teil des Teams Forum Pflegeentwicklung. Er spricht mit Marius Kreissl vom kbo-Kommunalunternehmen über aktuelle Projekte in der Pflegeentwicklung.

Das Team des „Forum Pflegeentwicklung“ setzte sich zur Aufgabe, die Mitarbeitenden an Entwicklungen und Projekten ihrer Kliniken teilhaben zu lassen. Dabei stellten wir fest, dass wir immer wieder auf einen Namen stoßen: Marius Kreissl! Der Kollege arbeitet in der kbo-Management-Holding und hat seine Finger bei einigen bedeutsamen Projekten der Kliniken im kbo-Verbund im Spiel (z. B. Safewards, digitale Entwicklungen, Kennzahlen etc.). Servus Herr Kreissl, wie kommt es, dass Ihr Name so oft bei uns Thema ist?

Kreissl: Servus Herr Rohs. Ja, die Frage ist berechtigt, lässt sich aber einfach erklären. Ich bin Referent für Pflege- und Versorgungsentwicklung bei kbo. Ich beschäftige mich hier mit einigen kbo-klinikübergreifenden Projekten, koordiniere und monitore diese. Eines meiner Themen, über das Sie vermutlich gestolpert sind, ist Safewards. Safewards ist ein Modell zur Reduzierung von Zwang und Gewalt auf akutpsychiatrischen Stationen. kbo arbeitet daran, Safewards in allen Kliniken zu implementieren und zusätzlich alle Kliniken im Rahmen ihrer Implementierungsprozesse zu vernetzen. Wir sehen dies als sehr gute Möglichkeit, voneinander zu lernen und gemeinschaftlich an den konzernweiten Zielsetzungen zu arbeiten. Sich auszutauschen und von den Erfahrungen der anderen zu profitieren, ist hierbei die Grundidee. 

Das klingt nach einer anspruchsvollen und spannenden Aufgabe, die Sie bei uns ausüben. Wie muss ich mir Ihre Position denn genauer vorstellen? 

Kreissl: Ich arbeite im Bereich Versorgungsentwicklung und -qualität, der direkt bei der Vorständin Frau Dr. Borrmann-Hassenbach angedockt ist. Zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen habe ich die Aufgabe, die kbo-Gesellschaften bei der bedarfsorientierten Entwicklung medizinisch-fachlicher und pflegerischer Angebote zu unterstützen, die daraus entstehenden Projekte zu koordinieren und somit die medizinische, therapeutische und pflegerische Qualität konzernübergreifend in enger Zusammenarbeit mit den einzelnen kbo-Kliniken zu sichern und zu entwickeln. Das Projekt „Safewards“ z. B. gehört zur Konzernstrategie 2030+. Das Ziel des Kommunalunternehmens ist es, dass die kbo-Kliniken Safewards über die kommenden Jahre auf allen Stationen einzuführen, auf denen dies sinnvoll ist. Die Aufgaben im Kommunalunternehmen sind dabei die Trainings und Schulungen zu koordinieren und die Mitarbeitenden zu vernetzen, das heißt, dass ich als Referent im Holdingbereich den gesamten Prozess in Zusammenarbeit mit allen lokalen Projektleitern steuern und organisieren darf.

Das stelle ich mir zu den aktuellen Corona Zeiten alles schwer vor. Immerhin finden Besprechungen, Schulungen und jede Form von größeren Zusammentreffen ja nur unter sehr besonderen Bedingungen statt.

Kreissl: Als ich bei kbo angefangen habe, war es eine meiner ersten Aufgaben herauszufinden, welcher Bedarf an Safewards-Trainern besteht und in wie vielen Stationen Safewards überhaupt implementiert werden sollte. Ich stellte Kontakt zu Prof. Löhr und Prof. Schulz her (Autoren der deutschen Fachliteratur zu „Safewards“), um für die kbo-Kliniken eine Kick-off-Trainerschulung zu planen. Auch ein Projektleiterworkshop für alle kbo-Kliniken war geplant, um übergreifend einen gleichwertigen Projektstart zu ermöglichen und von Anfang an ein starkes Miteinander zu schaffen. Aufgrund steigender Corona-Infektionszahlen mussten wir dann jedoch nach Lösungen suchen, das Thema Safewards vielleicht auch über ein „digitales Seminar“ vermitteln zu können. Wir diskutierten diese Option mit Prof. Löhr und er war umgehend bereit, ein didaktisches Konzept zur Online-Schulung zu entwickeln. Das Safewards-Projekt kann also weitergehen und bereits Ende Februar 2021 haben wir mit dem Online-Seminar begonnen, welches mittlerweile erfolgreich abgeschlossen wurde.

Die Situation wurde ja am Ende sehr gut gelöst. Insgesamt stelle ich mir einen solchen Sprung sehr anspruchsvoll und nervenaufreibend vor. Wie steht kbo aktuell klinikübergreifend in Bezug auf Safewards da?

Kreissl: Einige kbo-Gesellschaften setzen das Safewards-Konzept bereits auf einigen Stationen um und das Lauffeuer und die Begeisterung für das Konzept ist entfacht. Andere kbo-Kliniken stehen am Beginn ihrer Trainerschulungen und Projektstarts, während wiederum andere sozusagen in den Startlöchern stehen. Eine Vernetzung der Akteure aus den verschiedenen kbo-Gesellschaften findet bereits im kbo-Safewards Jour fixe statt, wodurch aktuell ein Austausch zwischen allen Safewards-Projektleitungen per Teams ermöglicht wird. Natürlich stehen wir noch am Anfang dieses Prozesses, bei dem wir viele Ideen und auch Lösungsmöglichkeiten besprechen. Langfristig soll dann ein gesellschaftsübergreifender Austausch zu Safewards für alle Mitarbeitenden möglich sein.

Dann wird das Netzwerktreffen 2021 ja sehr lebhaft werden?

Kreissl: Das bundesweite Safewards Netzwerktreffen war eigentlich als Präsenzveranstaltung im Gesellschaftshaus am kbo-Isar-Amper-Klinikum mit bis zu 200 Teilnehmern geplant. Wir hatten Diskussionen – auch mit Len Bowers, dem Entwickler des Safewards-Modells – sowie Vorträge und Vorstellungen unterschiedlicher Projekte aus ganz Deutschland, und zur weiteren gemeinsamen Strategie geplant. Bei der Organisation dieses Expertentreffens sind Herr Edel und Frau Ofner aus dem kbo-IAK, Frau Schallermeir aus den kbo-LMK sowie unsere kbo-Unternehmenskommunikation beteiligt. Auch hier hatte Corona zeitweise für eine ungewisse Perspektive gesorgt, weshalb wir die Veranstaltung auf ein reines Onlinekonzept umstellen mussten. Nach viel Planung und den verschiedensten Konzeptideen wird das live-Event nun am 18. und 19. Mai über Zoom stattfinden. Hier werden die vorab aufgezeichneten Videobeiträge von Experten aus ganz Deutschland eingespielt. Zu unserer Freude haben wir auch zwei Beitrage aus England und Dänemark im Programm. Die Redner stellen sich dann im Anschluss per Videokonferenz für Diskussionen und Fragen zur Verfügung. Die Gelegenheit zum Netzwerken wird auch nicht zu kurz kommen, hierfür sind Breakout-Sessions mit den Teilnehmenden geplant. Die Veranstaltung hat das Ziel, dass jeder seinen Beitrag einbringen kann aber auch den Input bekommt, den er benötigt bzw. mitnehmen möchte.

Dieser Prozess, auch unabhängig von Corona, klingt sehr anspruchsvoll und herausfordernd. Welche Entwicklung mussten Sie selbst gehen, um diese Aufgaben bewältigen zu können?

Kreissl: Ich habe nach meinem Abitur eine Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger am kbo-Inn-Salzach-Klinikum gemacht. Da meine Eltern beide dort gearbeitet haben, wuchs ich quasi auf dem Klinikgelände auf und bereits da war mir klar, dass die Krankenpflege die richtige Schiene für mich ist. Nach meiner Ausbildung habe ich auf der Intensivstation der Schön Klinik Vogtareuth gearbeitet. Ich habe schnell festgestellt, dass es mich reizt, mich weiter zu bewegen und an Entwicklungen mitzuwirken. Nach einem Jahr Intensivstation arbeitete ich in Teilzeit und studierte „Management in der Gesundheitswissenschaft“. Danach bin ich nach Bayreuth gezogen, studierte dort „Gesundheitsökonomie“ im Master und habe währenddessen in einer Intensivbetreuungseinrichtung gearbeitet. Den nötigen Lebensunterhalt habe ich mir somit als Krankenpfleger verdient und konnte dabei weiter praktische Erfahrung auf den Stationen sammeln. Meinen Ausgleich neben Studium und intensivmedizinischer Pflege sah ich – und sehe ich auch noch heute – in der Musik. Seit 13 Jahren bin ich Gitarrist in einer Rock Coverband. Auch die Arbeit an unserem ersten eigenen Album wurde uns durch Corona nicht einfacher gestaltet, weshalb auch hier ein digitaler Schritt notwendig wurde. Da wurden die Lösungen aus der Arbeit auch die Lösung für das Private bzw. Hobby.

Vielen Dank für diesen Einblick in die übergreifenden Projekte und Themen des kbo-Verbunds aber auch in Ihre sehr praxisorientierte Schlüsselrolle in all diesen Aktivitäten.
 

Mehr zum Safewards Netzwerktreffen

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