Stärkung von Frauen in der Berufswelt
Zusammenfassung: Die kbo-Vorständin Dr. Margitta Borrmann-Hassenbach hat eine klare Botschaft: Berufstätige Frauen sollten ihre eigenen Erfolge bewusst anerkennen und nicht als bloßen Zufall oder Glück abtun. In einer Arbeitswelt, in der Selbstbewusstsein und Anerkennung der eigenen Leistung entscheidend sind, möchte sie Frauen darin bestärken, ihre Fähigkeiten und Erfolge selbstbewusst zu präsentieren. Bei kbo hat die Förderung von Frauen, insbesondere in Führungspositionen, schon seit Jahren einen hohen Stellenwert, denn es ist wichtig, Frauen auf ihrem beruflichen Weg zu unterstützen und zu stärken.
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Frau Dr. Borrmann-Hassenbach, inwiefern geht kbo speziell auf „frauliche“ Bedürfnisse ein?
Margitta Borrmann-Hassenbach – M. B.-H.: Wir bei kbo sind seit mehr als zehn Jahren aktiv in der Diskussion und Erarbeitung von Maßnahmen zur Förderung von Frauenkarrieren und Vereinbarkeit von Beruf und Familie im kbo-Verbund. Dabei geht es auch gezielt um die Entwicklung von Frauen zu Führungskräften. Sehr deutlich sehen wir zum Beispiel, dass sich fachlich und persönlich hervorragende Fachärztinnen nicht auf Führungspositionen bewerben, obwohl sie im besten Sinne neben ihrer Fachlichkeit als Persönlichkeiten für Führung und Leitung sehr geeignet wären.
Wir haben auch festgestellt, dass unsere Stellenausschreibungen für Führungskräfte ganz überwiegend männliche Führungsattribute adressieren und sich Frauen davon nicht zwangsläufig angesprochen fühlen.
Gemischte Teams funktionieren erfahrungsgemäß erfolgreicher und harmonischer. Daher ist es mir wichtig, die individuellen Qualitäten persönlich und als Führungskraft möglichst unabhängig vom Geschlecht der Person zu sehen. Wichtig ist auszumachen: Wer passt bei kbo als Führungskraft wohin im kbo-Verbund.
Wie fördert kbo weibliche Führungskräfte?
M. B.-H.: kbo hat über die kbo-Akademie seit 2023 eine spezielle Vortragsreihe „Frauen in Führung“ etabliert, die sich sehr positiver Resonanz erfreut. Dabei kommen z. B. Frauen in Führungspositionen bei kbo über ihren Karriereweg mit den Teilnehmenden ins Gespräch. Im Januar 2024 referierte beispielsweise Privatdozentin Dr. Katharina Bühren, Ärztliche Direktorin des kbo-Heckscher-Klinikums, das deutschlandweit größte kinder- und jugendpsychiatrische Flächenklinikum, über ihren Werdegang.
Auch Christina Kießling, seit Oktober 2022 Pflegedirektorin bei den kbo-Lech-Mangfall-Kliniken, berichtete über ihren sehr interessanten Karriereweg. Die Vortragenden stehen dann nicht nur für Diskussionen im Rahmen ihrer Referate zur Verfügung, sondern nehmen sich auch die Zeit, bei dem anschließenden Get-together mit den Teilnehmenden persönlich in Kontakt zu treten, ansprechbar, nahbar und unterstützend zu sein.
Welchen Rat möchten Sie den Frauen in der Berufswelt heutzutage gerne mitgeben?
M. B.-H.: Viele Frauen, die über ihre beruflichen Karrieren sprechen, erwecken den Eindruck, als seien sie eher „zufällig“ und nicht aufgrund ihrer fachlichen und persönlichen Qualitäten, Erfahrungen und Arbeitsergebnisse in diese Positionen gerutscht oder seien von oft männlichen Förderern dahin promotet worden.
Selten hört man von uns Frauen, dass wir uns unsere Führungspositionen von A bis Z erarbeitet haben und vor allem, dass wir uns das redlich verdient haben. Aussagen wie „man war zur richtigen Zeit am richtigen Ort und es gab gerade niemand anderen“ werden von uns Frauen verwendet, um das eigene Karrierelicht unter den Scheffel zu stellen.
Sich selbst auf die Schulter zu klopfen oder gar stolz auf das Erreichte zu sein, gilt nicht als allgemein akzeptierte weibliche Eigenschaft. Kaum ein Mann käme auf die Idee, seine erfolgreichen Arbeitsergebnisse als „Zufall oder Glück“ anzusehen – selbstverständlich sind das seine Leistungen.
Frauen mit qualifizierter Ausbildung, Karrieremöglichkeiten und Karrierewunsch sollten lernen, ihre qualifizierte Arbeit und die Ergebnisse sich selbst zuzuschreiben. Selbstkritik und Selbstreflektion sind wichtige Eigenschaften für eine gute Führungskraft und auf dem Karriereweg bei kbo. Daher mein Appell an alle unsere Kolleginnen: Bitte trauen Sie sich zu, als Frau bei kbo Verantwortung als Führungskraft zu übernehmen.