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Die eigene Resilienz stärken

Warum die eigene Resilienz so wichtig ist und wie wir sie stärken können

Zusammenfassung: Der Begriff „Resilienz“ stammt ursprünglich aus der Materialforschung und bezeichnet die Fähigkeit eines Materials, nach extremer Spannung oder Belastung wieder in die Ursprungsform zurückzukehren – ähnlich einem Gummiband. Übertragen auf den Bereich der Psychologie wird Resilienz auch häufig als die Widerstandskraft eines Menschen bezeichnet. Wie gut ein Mensch mit schwierigen Lebensphasen umgehen und wie gestärkt er aus ihnen hervorgehen kann, hängt von der individuellen Ausprägung der Resilienz ab. Welche Faktoren eine Rolle spielen und wie man die eigene Widerstandskraft stärken kann, erfahren Sie in diesem Artikel.

Von Kathrin Bethke am

Themen:

Die Fähigkeit, trotz widriger Umstände zu gedeihen und auch in schwierigen Situationen auf seine eigenen inneren Ressourcen zurückgreifen zu können, ist bei uns allen unterschiedlich stark ausgeprägt. Die mentale und psychische Widerstandskraft eines Menschen ist zum Teil genetisch bedingt, hat aber auch etwas mit Erfahrungen in der Kindheit und Jugend zu tun.

Bei sogenannten „Dickhäutern“ liegt die Schwelle des Stresserlebens wesentlich höher als bei dünnhäutigen Menschen, die sich wiederum schnell gestresst fühlen. Gefühle der Sorge und andere Stresssymptome zeigen sich bei Letzteren sehr viel früher. Doch auch wenn Resilienz durch die Persönlichkeit und die frühen Entwicklungsjahre geprägt ist, ist der Prozess damit noch nicht abgeschlossen. Für „Dünnhäuter“ besteht also Grund zur Hoffnung, denn Resilienz lässt sich bis ins hohe Alter entwickeln und trainieren.

Resilienz oder das Geheimnis des Stehauf-Männchens

Wenn eines im Leben sicher ist, dann ist es, dass sich alles jederzeit im Wandel befindet – auch wir uns selbst – und dass wir somit immer wieder Veränderungen er- bzw. durchleben. Experten sprechen von einer Lebenskrise, wenn mindestens zwei unserer fünf Lebenssäulen, nämlich Gesundheit, Beruf, Finanzen, Familie & soziale Kontakte und Lebenssinn, instabil sind. Es ist unumgänglich, dass es in einem Menschenleben Phasen gibt, in denen mehrere schwierige Dinge zusammenkommen. Genau hier kommt es auf unseren Umgang damit an, also darauf, wie es um unsere Resilienz bestellt ist. Wir alle kennen das Bild des Stehauf-Männchens – es ist ein gutes Sinnbild für Resilienz: nachdem es umgestoßen wird, richtet es sich von selbst wieder auf.

Menschen mit einer starken psychischen und mentalen Widerstandskraft – nennen wir sie an dieser Stelle also Stehauf-Männchen – sind in der Lage, Krisen nicht nur besser zu überstehen, sondern auch gestärkt aus ihnen hervorzugehen. Sie entwickeln gerade dadurch, dass sie vorher durch eine Krise gegangen sind, häufig eine größere innere Stärke und lernen mit jeder weiteren Veränderung einen gesünderen Umgang damit. Das Vertrauen in sich selbst und in das Leben wächst und diese Menschen verfügen damit über eine immer größer werdende Krisenkompetenz.

Doch was machen Stehauf-Männchen anders als andere Menschen?
In erster Linie können sie sich gut selbst regulieren, sind sich ihrer eigenen Selbstwirksamkeit bewusst, kennen und nutzen ihr persönlichen Ressourcen und greifen aktiv auf Hilfsmöglichkeiten zurück.

Eine gute Orientierung für die Frage, wie man seine eigene Resilienz konkret messen und wie man sie stärken kann, bietet die Betrachtung von sieben Faktoren.

Sieben Faktoren, die unsere Resilienz beeinflussen

  1. Realistischer Optimismus
    Dass im Leben nicht immer alles perfekt läuft und auch Herausforderungen, schwierige Situationen oder Krisen dazugehören, ist resilienten Menschen klar. Gleichzeitig glauben sie zuversichtlich daran, dass es für alles eine Lösung gibt, jede Krise zeitlich begrenzt ist und bewältigt werden kann. Sie wissen, dass sie selbst entscheiden können, wie sie die Dinge betrachten wollen.
     
  2. Akzeptanz
    Die Fähigkeit zur Akzeptanz beinhaltet, auch Dinge anzunehmen, die wir selbst nicht verändern können. Dazu gehört, Situationen ungeschönt, unaufgeregt und unemotional von unterschiedlichen Seiten zu betrachten. Erst wenn wir auch schmerzlichen Tatsachen ins Auge geblickt haben, können wir weitere Schritte in Richtung Lösung oder Bewältigung unternehmen.  
     
  3. Lösungsorientierung
    Sich buchstäblich von einem Problem zu lösen, benötigt einen Blick weg vom Problem hin zur Lösung. Lösungsorientiere Menschen verharren nicht in der Vergangenheit und wälzen Probleme. Stattdessen gehen sie nur kurz zurück und sehen sich mögliche Problemursachen an, um dann wieder nach vorn und in die Gegenwart zu schauen – in Richtung Problemlösung.
     
  4. Selbstwirksamkeit
    Die Schuld für sein Leid oder Schicksal auf andere zu schieben, ist zwar einfach und verführerisch, versetzt uns aber automatisch in eine Opferrolle, die uns handlungsunfähig macht. Viel effektiver ist es dagegen, die eigene Selbstwirksamkeit anzuerkennen, die mit der Überzeugungshaltung einhergeht, dass man auch schwierige Situationen und Herausforderungen aus eigener Kraft erfolgreich bewältigen kann.
     
  5. Verantwortungsbewusstsein
    Zu einem resilienten Verhalten gehört auch die Bereitschaft und Reife, Verantwortung für das eigene Tun zu übernehmen und entsprechend zu handeln. Verantwortung zu übernehmen heißt, eigene Handlungsspielräume zu erkennen, zu gestalten und dafür einzustehen. Wer Verantwortung abschiebt, macht sich zum Gefangenen der Umstände.
     
  6. Netzwerkorientierung
    In Studien zur Resilienz verfügen die erfolgreichen Testpersonen in der Regel über ein stabiles soziales Umfeld. Beziehungen zu Menschen, die uns nahestehen, und ein gutes berufliches Netzwerk, in dem Geben und Nehmen ausgeglichen sind, erhöhen unsere Resilienz. Unser soziales Netzwerk weist uns andere Sichtweisen auf, bringt neue Ideen und Gedanken ein und gibt uns im Idealfall Kraft, Liebe und Anerkennung.
     
  7. Zukunftsplanung
    Visionen und Pläne für die Zukunft motivieren uns, den Blick nach vorne zu richten und geben unserem Leben und unserem Tun einen Sinn. Egal ob im privaten oder beruflichen Kontext – Zukunftsbilder leiten unser Handeln und geben uns Sicherheit. Wer immer wieder aufs Neue die persönliche Balance zwischen Sicherheit und Spontaneität sucht, entwickelt Resilienz und ist auch für Unvorhergesehenes im Leben gewappnet.


Möchten Sie selbst einmal Ihre eigene Resilienz testen?
Dann kontaktieren Sie gerne die Redaktion per E-Mail unter socialmedia(at)kbo.de für weitere Informationen.