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die Tätigkeit als Sport- und Bewegungstherapeut

Sport- und Bewegungstherapie in der Psychiatrie

Zusammenfassung: Bewegung, das ist bekannt, hat nicht nur eine positive Wirkung auf den Körper, sondern auch auf die Psyche. Körperliche Aktivität sorgt unter anderem für eine bessere Durchblutung, die Ausschüttung verschiedener Botenstoffe und den Abbau von Stresshormonen und all das trägt zum allgemeinen Wohlbefinden bei. Kein Wunder, dass Bewegung und Sport somit auch in der Therapie von Menschen mit psychischer Erkrankung eine wichtige Rolle einnehmen. Julia Linhart ist Sport- und Bewegungstherapeutin am kbo-Isar-Amper-Klinikum in Haar. In diesem Interview erzählt sie uns von ihrem im wahrsten Sinne bewegenden Beruf.

Von Kathrin Bethke am

Themen:

Julia, erzählst Du uns von Deinem beruflichen Werdegang bis hin zur Sport- und Bewegungstherapeutin?

Nach meiner 4-jährigen Berufsausbildung habe ich in verschiedenen psychosomatischen Kliniken im Großraum München gearbeitet. Einige Jahre davon war ich auch selbstständig tätig und habe Kurse für Krankenkassen und Sportvereine gegeben. 2012 bin ich dann eher durch Zufall zur kbo-Familie gestoßen. Damals habe ich mir nicht vorstellen können, so lange zu bleiben, doch durch die abwechslungsreichen Aufgabengebiete und die unterschiedlichen Fachbereiche und Kliniken, die alle unter einem Dach zusammenkommen, ist Abwechslung garantiert und wer sich verändern will, hat hier bei kbo auch alle Möglichkeiten dazu.


Wie kam es, dass Du Dich für die Ausübung Deines Berufs speziell im Bereich der Psychiatrie entschieden hast?

Die Psychiatrie ist bunt und vielschichtig und es gibt immer wieder diese Augenblicke, die einen überraschen. Die Krankheitsbilder zeigen sich so individuell ausgeprägt, wie die Persönlichkeiten, die dahinterstecken. Menschen auf ihrem Weg zu begleiten, durch Phasen, die spannend und unvorstellbar sind mit unberechenbaren und teilweise auch kuriosen Verläufen, lässt mich oft staunen.

Zu erleben, wie sich Patienten entwickeln, wie Unerwartetes und Unvorhersehbares bewältigt werden kann und wie beinahe unerträgliche, langwierige Verläufe am Ende eines beschwerlichen Weges überwunden werden können, überrascht und erfreut mich immer wieder.


Welche Haltung ist im Umgang mit psychisch erkrankten Menschen in Deinen Augen wichtig?

Frag Dich immer: Wie möchtest DU behandelt werden, wenn Dein Leben aus den Fugen geraten ist?


Woran merkst Du, dass Deine Arbeit den Patienten hilft?

Das mit der Hilfe ist so eine Sache. Für einen Sportler bleibt Sport immer ein Zugang, den er für sich nutzen kann, ob krank oder gesund. Aber, für viele unserer Patientinnen und Patienten ist Sport nicht die erste Wahl, wenn es um Ressourcen geht. Sie sehen darin zunächst eine Hürde, die große Überwindung kostet und die es gilt, mit viel Feingefühl, Flexibilität und Motivation zu meistern. Ein Erfolg ist es also bereits, wenn Patienten sich einlassen und an meinem Angebot teilnehmen.

Nicht selten geht es auch darum, schlechte Erinnerungen, zum Beispiel an den Schulsport, aufzulösen. Da bemerkt man oft erst viel später, ob ein Angebot, das ich gemacht habe, einem Patienten geholfen hat. Wenn sie zum Beispiel selbstständiger die Initiative ergreifen, sich mehr zu bewegen, gezielt Wünsche äußern, weil sie sich an ein Angebot erinnern, dass ihnen gutgetan hat. Oder wenn sie sich gar daran erinnern, was ihnen zu einem früheren Zeitpunkt im Leben an Bewegung gutgetan hat und heute wieder reaktiviert werden kann.

Um auf alle diese individuellen Bedürfnisse eingehen zu können, ist es so gut, dass wir viele verschiedene Angebote haben und wir im Grunde, mit etwas Zuversicht, immer irgendetwas Passendes für jeden finden.


Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Dir aus?

Wenn es das Wetter zulässt, beginnen wir die meisten Tage draußen auf unserem großzügigen Freigelände. Dort bieten wir auf dem Sportplatz oder auf einer der vielen Grünflächen Morgensport für die Patientinnen und Patienten an. Und dann geht der Tag meistens weiter mit individuellen Angeboten, passend zugeschnitten auf die Patienten und ihre Diagnosen.

Mein liebster Arbeitsplatz ist unser Fitnessraum und unsere Dreifach-Sporthalle, weil wir hier so vielseitige Angebote machen können. Die Sporthalle wird in unterschiedlichen Besetzungen von früh bis spät vom ganzen Team der Sport- und Bewegungstherapeuten genutzt. Hier ist nicht nur das Programm sportlich, sondern auch die hohe Flexibilität und Kompromissbereitschaft in Sachen Raumplanung und Organisation.


Welche Sportarten bietet Ihr Euren Patienten an?

Das geht von Mannschaftssportarten wie Volleyball, Fußball, Basketball über klassische Schlagrückholspiele wie Tennis, Tischtennis oder Badminton bis hin zu Yoga, Rückenschule und der klassischen Gymnastik. Da wir eine eigene Kletterwand besitzen, ist die Klettertherapie bei uns die Königsdisziplin, also für all unsere Patienten ein Highlight.

Außerdem haben wir auch die Möglichkeit, viel draußen zu machen: Walking, Barfußpfad, einen eigenen Fußballplatz und auch Tennisplätze gibt es, die wir von Mai bis Oktober nutzen können.


Was magst Du besonders an Deinem Arbeitsplatz?

Das Schöne an meinem Arbeitsplatz ist vor allem, dass es viele Möglichkeiten gibt, sich mit Kollegen, auch aus unterschiedlichen Berufsgruppen, auszutauschen. Das multiprofessionelle Team hat einen sehr hohen Stellenwert bei uns und der Austausch wird gepflegt. Ich werde nach meiner Meinung gefragt und finde in Team- und Verlaufsbesprechungen Gehör zu meinen Einschätzungen dem Patienten gegenüber.

Es wird gewünscht, sich aktiv zu beteiligen, um den Patienten aus möglichst vielen Perspektiven weiterhelfen zu können. Mehr Wertschätzung als die Tatsache, dass die eigene Arbeit als wichtige Säule im gesamten Behandlungsplans gesehen wird, kann ich mir nicht vorstellen.

Was ich auch wirklich sehr genieße, ist, dass wir als Therapeuten hier auch unsere eigenen sportlichen Leidenschaften ausleben dürfen und sich jeder mit seinem eigenen Talent einbringen kann. Ob das jetzt Bogenschießen, Klettern oder Tanzen ist – es wird gern gesehen, wenn sich jeder individuell einbringt.

Außerdem gibt es hier auch so viele Entwicklungsmöglichkeiten: Allein am Standort Haar haben wir fünf verschiedene Kliniken, für die wir unser Programm abgestimmt auf den Behandlungsschwerpunkt der Klinik anbieten. Nicht zu vergessen: ein facettenreiches Team mit tollen Kollegen.

Unsere Dreifach-Sporthalle, die vor über 30 Jahren gebaut wurde, ist in dieser Größe und mit dieser Ausstattung etwas Besonderes und unser ganzer Stolz. Ein echtes Alleinstellungsmerkmal, weil sie sehr viel Platz bietet und mit allem ausgestattet ist, was das Sportlerherz begehrt. Hier kann man sich ausbreiten und die unterschiedlichsten Sportprogramme mit den Patientinnen und Patienten durchführen.


Was schätzt Du an kbo als Deinem Arbeitgeber?

In erster Linie schätze ich die Sicherheit und die Struktur bei kbo. Und das hat nicht zuletzt auch die Corona-Zeit gezeigt. Es ist einfach ein super Gefühl, dass Du Dir keine Sorgen um Deinen Arbeitsplatz machen musst. Du weißt jeden Morgen: Du hast einen Job und Du tust was Gutes und du bist ein Teil von was Großem.

Am Ende des Tages ist das einzig Wahre und Wichtige doch die Geborgenheit und die Sicherheit, sich entwickeln zu können und einen Platz zu haben, wo man hingehört und wo man sein darf und sich weiterentwickeln kann.

Kurzum: kbo ist ein feiner Arbeitgeber, der Dir Sicherheit bietet, der Dich entwickeln lässt, der Dich fordert und der Dir jede Förderung zur Verfügung stellt, die Du Dir wünschst.

Eine kleine Notiz am Rande:

Die WHO empfiehlt Erwachsenen ab 18 Jahren mindestens 150 – 300 Minuten moderate Ausdauerbelastung oder mindestens 75 – 150 Minuten intensive körperliche Belastung pro Woche. (Quelle: www.stiftung-gesundheitswissen.de)