Safewards – ein wichtiges Konzept, um besser mit Konflikten umzugehen
Zusammenfassung:
Safewards wird auch in der kbo-Lech-Mangfall-Klinik Landsberg am Lech erfolgreich umgesetzt. Die ausgebildete Safewards-Trainerin Susanne Schallermeir, Bereichsleitung in der kbo-Lech-Mangfall-Klinik Landsberg am Lech, erzählt, worum es dabei geht.
Von
amThemen:
Für Susanne Schallermeir ist Safewards ein überaus hilfreiches Konzept, um Konflikte auf Station einzudämmen und nicht eskalieren zu lassen. Die Bereichsleitung in der kbo-Lech-Mangfall-Klinik Landsberg am Lech ist ausgebildete Safewards-Trainerin und schult ihre Mitarbeitenden darin, mit geeigneten Maßnahmen die Situation auf ihren Stationen positiv zu beeinflussen.
„Es geht dabei vor allem darum, problematisches Patientenverhalten, das die Sicherheit der anderen Patienten oder des Personals gefährdet, zu vermeiden“, erklärt die Fachkrankenschwester, die sich schon sehr früh mit dem Konzept beschäftigt hat.
Der erste Impuls kam bereits 2016 von einem Kollegen aus ihrem innovativen Team, der davon gehört hatte. Auch wenn es damals noch keine Publikationen gab, sprachen Schallermeir die wenigen Informationen, die sie im Internet fand, sogleich an. „Das wäre was für uns, denn Konflikte entstehen überall im Klinikalltag. Es gibt immer kritische Situationen, in denen es scheppern und für Patienten oder das Team brenzlich werden kann“, sagt sie.
Das Grundprinzip: der Patientin und dem Patienten auf Augenhöhe begegnen
Und genau hier setzt das Safewards-Konzept an, das man in der kbo-Lech-Mangfall-Klinik Landsberg am Lech zunächst ohne jegliche Erfahrung und Schulung umzusetzen versuchte. Ein schwieriges Unterfangen, wie sich schnell herausstellen sollte. „Wir haben als erste Maßnahme unsere Stationsordnung überarbeitet, die Regeln netter formuliert, statt ,ist nicht gestattet‚ hieß es fortan ,bitte denken sie daran'.“
Einer der wichtigsten Grundpfeiler des Safewards Konzepts ist nämlich, mit den Patientinnen und Patienten nicht von oben herab, sondern auf Augenhöhe zu kommunizieren.
„Das waren unsere ersten Gehversuche, doch wir hatten das dahinterliegende Konzept nicht wirklich verstanden“, berichtet Schallermeir. Deshalb ließ sie sich mit zwei weiteren Kolleginnen schließlich in Bielefeld von den zwei anerkannten Spezialisten Prof. Dr. Michael Löhr und Prof. Dr. Michael Schulz zur Safewards-Trainerin ausbilden. Hier lernte sie alles über die Interventionen, die Safewards ausmachen.
Eine ist beispielsweise die sogenannte Unterstützungskonferenz. „Bei uns hieß sie früher Stationsversammlung“, so die Trainerin. Einmal in der Woche treffen sich Mitarbeitende und Patientinnen und Patienten, doch während es früher eher um einen allgemeinen Austausch ohne eine eigentliche Struktur ging, ist die neue Konferenz klar aufgebaut und die Patientinnen und Patienten stehen im Mittelpunkt: In der ersten „Danksagungs-Runde“ bedanken sich die Patientinnen und Patienten untereinander, beispielsweise für ein gutes Gespräch oder dafür, dass ein anderer vom Supermarkt etwas mitgebracht hat. „Auf diese Weise wird die Stationsgemeinschaft gespürt und gestärkt“, erklärt Schallermeir. Fähigkeiten und Ressourcen der Patientinnen und Patienten, die nicht selten durch ihre Krankheit eher negativ eingestellt sind, werden gefördert. „Durch diese Interaktion nehmen sich die Patientinnen und Patienten zunehmend anders wahr, sie erfahren Wertschätzung und achten ihrerseits darauf, was der andere besonders gut macht.“
In der zweiten, der so genannten „Nachrichten-Runde“, werden sie über die Abläufe und die aktuelle Situation auf Station informiert, „viele Konflikte entstehen durch Unklarheiten, die wir hier beseitigen können“, berichtet Schallermeir. Beispielsweise werden die aktuellen Maßnahmen in der Corona-Zeit erläutert und auch begründet, „wenn die Patientinnen und Patienten sie verstehen, dann ist die Akzeptanz viel größer“. In dieser Runde werden aber auch ganz banale Dinge angesprochen, wie die Terminänderung für die Ergotherapie.
Im Anschluss trägt in einer Vorschlagsrunde jeder mit eigenen Ideen dazu bei, wie das Zusammenleben auf Station für alle angenehmer gestaltet werden kann. Da werden beispielsweise gemeinsame Kaffeerunden geplant, es wird vorgeschlagen, für die Station eine Mikrowelle anzuschaffen oder darüber diskutiert, wie man den Raucherbalkon sauberer halten kann.
In der letzten und vierten Runde schließlich erhalten die Patientinnen und Patienten dann die Gelegenheit, Wünsche und Angebote an die anderen auszusprechen. Der eine bietet an, aus einem Buch vorzulesen, die andere, Billard- oder Tischtennisunterricht zu geben. Für diejenigen, die gerade keinen Ausgang haben, erklärt sich ein anderer bereit, vom Einkauf etwas mitzubringen.
Eine weitere Intervention ist das Sich-Gegenseitig-Kennenlernen, auch hier gilt wieder das Grundprinzip, der Patientin und dem Patienten auf Augenhöhe zu begegnen. „In einem persönlichen Steckbrief erfahren sie, welche Hobbys oder Lieblingsbücher die Mitarbeitenden haben, „alles natürlich auf freiwilliger und datengeschützter Basis“, so die ausgebildete Safewards-Trainerin. Auf diese Weise werden die Mitarbeitenden nicht mehr nur in ihrer Rolle und Funktion wahrgenommen, sondern als Menschen, das schafft ungeheuer viel Vertrauen.“
Damit das alles auch im Alltag reibungslos funktioniert, dafür sorgen „Interventions-Beauftragte aus dem Team, die als Paten dafür verantwortlich sind, dass die jeweilige Intervention am Laufen gehalten und die notwendigen Materialien rechtzeitig besorgt werden.
„Safewards ist eine sehr wertvolle Hilfe und Unterstützung, die wir nicht mehr missen möchten.“
Etwa eineinhalb Jahre wird das Safewards-Konzept nun schon in der kbo-Lech-Mangfall-Klinik Landsberg am Lech erfolgreich ein- und umgesetzt und Schallermeir lobt in den höchsten Tönen: „Was zunächst vielleicht recht einfach und alltäglich klingen mag, ist äußerst effektiv und trägt ungeheuer viele Früchte. Die Konflikte werden jetzt anders bearbeitet, die Patientinnen und Patienten haben mehr Klarheit über alle Vorgänge und das Team hat die Chance zur Selbstreflektion.“ Auf diese Weise sind alle viel zufriedener, es geht auf Station harmonischer zu und Zwangsmaßnahmen werden vermieden. „Safewards ist eine sehr wertvolle Hilfe und Unterstützung, die wir nicht mehr missen möchten.“
Damit auch die anderen kbo-Lech-Mangfall-Kliniken an den Standorten in Agatharied und Garmisch-Partenkirchen künftig von Safewards profitieren, fand für die Mitarbeitenden aller Berufsgruppen eine mehrwöchige Online-Schulung statt. „Ursprünglich war Safewards nur für akut-psychiatrische Stationen gedacht, aber es ist sehr gut auch auf andere übertragbar“, so die Expertin.
Wer sich für das Safewards-Konzept interessiert oder Fragen hat, wendet sich bitte an:
kbo-Lech-Mangfall-Klinik Landsberg am Lech
Telefon: 08191 333-0
E-Mail: Klinik.LMK-LAL(at)kbo.de