„Unsere Mitarbeitenden sind die wichtigste Ressource, die wir haben“
Zusammenfassung: Seit 100 Tagen ist sie inzwischen Geschäftsführerin der kbo-Lech-Mangfall-Kliniken: Im Interview spricht Katharina Kopiecny über ihren Start bei kbo, ihre Pläne als Geschäftsführerin und ihren Werdegang.
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Katharina Kopiecny ist seit 01. Januar 2021 Geschäftsführerin der kbo-Lech-Mangfall-Kliniken. Barbara Falkenberg hat mit ihr nach 100 Tagen gesprochen.
Frau Kopiecny, Sie sind seit 100 Arbeitstagen Geschäftsführerin der kbo-Lech-Mangfall-Kliniken. Was hat Sie dazu bewogen, dieses Amt anzutreten?
Katharina Kopiecny (KK): Als ich vor etwa zehn Jahren erstmalig nach diversen Tätigkeiten in somatischen Kliniken als Dienststellenleiterin bei den Bezirkskliniken Mittelfranken in der Frankenalb-Klinik Engelthal im psychiatrischen Kontext tätig war, ist mir bewusst geworden, wie unheimlich wertvoll dieser Versorgungsauftrag ist. Menschen mit einem psychischen Erkrankungsbild zu helfen, ist sehr, sehr befriedigend und motivierend. Das bestätigen mir auch immer wieder die Mitarbeitenden, die mir berichten, wie wertvoll auch für sie persönlich ihre Tätigkeit ist, egal, in welchem Bereich.
Die kbo-Lech-Mangfall-Kliniken mit ihren vier Standorten in Agatharied, Garmisch-Partenkirchen, Landsberg am Lech und Peißenberg – in konkreter Planung sind weitere Standorte in Weilheim und Wolfratshausen – sind als Tochtergesellschaften eingebunden in die kbo-Konzernstruktur …
KK: … und sind somit ein sehr attraktiver Arbeitgeber. Die hervorragende wohnortnahe Versorgung der Menschen in diesen Landkreisen mitgestalten zu können, ist mir eine Herzensangelegenheit. kbo ist in ganz Oberbayern fest verankert und hat einen sehr guten Ruf. Das ist eine hervorragende Ausgangsposition, um gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Konzepte für die Zukunft weiterzuentwickeln, zudem liegen unsere kbo-Kliniken in wunderschöner Natur mit zahlreichen Freizeitmöglichkeiten, auch das hat gereizt.
Sie wohnen in einem kleinen Ort nahe Weilheim, also mittendrin?
KK: Mir war wichtig, zu jedem Standort nicht länger als eine Autostunde unterwegs zu sein. Dass ich einen entsprechenden Ort auf dem Land gefunden habe, passt für mich, schließlich bin ich ländlich aufgewachsen, ich komme aus dem Landkreis Fürth, genauer aus Oberasbach. Danach habe ich 20 Jahre in Berlin, Köln und Nürnberg gelebt und nun schließt sich also der Kreis und ich lebe wieder auf dem Land.
Sie haben in Corona-Zeiten Ihre Stelle angetreten, keine einfachen Voraussetzungen.
KK: An allen Standorten habe ich ein sehr gut strukturiertes Hygiene-Konzept vorgefunden. Der intensive Austausch in regelmäßig stattfindenden Lagebesprechungen mit den Pandemiebeauftragten und den Chefärzten in digitaler Form hat gleich zu Beginn zu einem extrem hohen, verdichteten Informationsfluss über alle vier Kliniken hinweg geführt. So bin ich gewissermaßen nahtlos eingestiegen. Die Corona-Situation, die immer wieder schnelle Entscheidungen forderte, hat da wie ein Katalysator gewirkt und mich sehr rasch in den Klinik-Alltag – insbesondere auch in die regionalen Unterschiede an den Standorten – hineinwachsen lassen.
Jede kbo-Lech-Mangfall-Klinik hat – nicht nur in Bezug auf Corona – ihre eigenen Strukturen und Abläufe. Sie pendeln in der Woche zwischen mehreren Arbeitsplätzen, wie erleben Sie diese Wechsel?
KK: Überall vor Ort zu sein, ist sehr wichtig, mir macht das nichts aus, im Gegenteil. Ich liebe diese Abwechslung, sie erfordert gleichermaßen hohe Selbstorganisation und fordert mich damit im positiven Sinn.
Das Herz eines Unternehmens sind die Mitarbeiter, sehen Sie das genauso?
KK: Absolut! Unsere Mitarbeitenden sind die wichtigste Ressource, die wir haben und so gehört es zu meinen obersten Prioritäten, die Rahmenbedingungen für sie so gut wie möglich zu gestalten. Das gilt nicht nur im materiellen Sinn, sondern vor allem auch im immateriellen, also: Zeit, das Kostbarste, was es im Leben gibt, für sie zu haben und ein offenes Ohr für ihre Anliegen und Wünsche. Das haben sie verdient, denn sie schenken unserem Unternehmen ihre wertvolle Arbeitszeit.
Sie legen großen Wert auf ein gutes Arbeitsklima, besteht hier Änderungs- oder Handlungsbedarf?
KK: Aktuell nehme ich die Ist-Situation sehr positiv wahr. Der gemeinsame Dialog und die interne Kommunikation als ganz wesentliche Instrumente funktionieren gut, aber es lässt sich immer noch das eine oder andere optimieren … jeder Geschäftsführer hat da ja seinen ganz eigenen, persönlichen Stil.
Was möchten Sie konkret ändern oder optimieren?
KK: Wir leben in einem digitalen Zeitalter, durch Corona noch einmal beschleunigt, und so sollen Online-Formate und Social-Media-Kanäle in den kbo-Lech-Mangfall-Kliniken noch mehr genutzt und etabliert werden. Mit einer eigenen Software führen wir jetzt schon interne Pflichtschulungen online durch. Ganz konkret wird es in Zukunft beispielsweise einen regelmäßig erscheinenden Newsletter geben, der im betriebseigenen Intranet veröffentlicht werden wird. Als eine Informations-, aber auch eine Kommunikationsplattform von der Geschäftsführung für die Mitarbeitenden. Denn jeder profitiert von einem aktiven Austausch und von Feedback.
Nur wer gern zur Arbeit geht, kann auch gute Arbeit leisten.
KK: Ja, sicher, deshalb sind mir ein empathisches, offenes, zugewandtes Miteinander überaus wichtig. Auch wenn natürlich nicht jeder Wunsch erfüllbar ist, werde ich alles dafür tun, unsere tollen Mitarbeitenden weiter an unser Unternehmen zu binden. Sie erbringen unheimlich gute Leistungen, die meisten von ihnen haben in ihren jeweiligen Berufen ihre Erfüllung gefunden und erleben die Arbeit mit psychisch erkrankten Menschen, wenn auch zuweilen als nicht ganz un-anstrengend, als sehr erfüllend, sinnstiftend und persönlich bereichernd. Mein Anspruch ist es, für alle meine Mitarbeitenden da, also gesprächsbereit, zu sein. Ich möchte jeden einzelnen möglichst individuell, mit all seinen persönlichen Voraussetzungen, wahrnehmen und fördern, jeder ist als Teil und Rädchen des Getriebes gleich wichtig. Ich hoffe, das wird mir so gut wie nur möglich gelingen. Auch Transparenz erscheint mir überaus wichtig, so sollen Informationen, Entscheidungen und Maßnahmen für alle verständlich und nachvollziehbar sein.
Die kbo-Lech-Mangfall-Kliniken haben auch in Sachen Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten einen sehr guten Ruf.
KK: Sich weiter zu qualifizieren und weiterzubilden, ist extrem wichtig, der Mensch lernt ja bekanntermaßen nie aus und ich verstehe unsere kbo-Kliniken als „lernende Organisationen“. Das umfangreiche Angebot wird von unseren Mitarbeitenden auch sehr gut genutzt und angenommen. Zusätzliches Wissen kommt nicht nur ihnen zugute, sondern ist auch ein enormer Mehrwert für unsere kbo-Kliniken, insofern werden wir auf dieses Konto weiter gut einzahlen.
Wo besteht aus Ihrer Sicht weiterer Handlungsbedarf?
KK: Im Bereich der Personalgewinnung müssen wir uns, wie alle anderen Kliniken auch, etwas einfallen lassen. Wie es meine Pflegedirektorin immer so schön ausdrückt: „Klappern gehört zum Handwerk.“ Sobald es möglich ist, werden wir deshalb wieder Tage der Offenen Tür anbieten, um unsere Kliniken einer möglichst breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Überhaupt lege ich viel Wert auf gute, effektive Öffentlichkeitsarbeit mit dem vorrangigen Ziel, die psychiatrische Behandlung weiter zu entstigmatisieren, aufzuklären und somit den Menschen Ängste und Vorbehalte zu nehmen und niederschwellige Behandlungsmöglichkeiten in diesem Versorgungsbereich anzubieten.
Das Behandlungskonzept einer stationsäquivalenten Behandlung (= StäB) geht ja genau in diese Richtung.
KK: Richtig, das Angebot richtet sich an Patientinnen und Patienten, die einer psychiatrische Behandlung bedürfen, die aber im häuslichen Umfeld durch mobile, ärztlich geleitete multiprofessionelle Behandlungsteams durchgeführt wird, in Komplexität aber einer vollstationären Behandlung entspricht. Unsere Ärztinnen und Ärzte besuchen die Patienten, seien es zum Beispiel demente, ältere Menschen oder Mütter mit Wochenbettdepressionen, daheim in ihrem gewohnten Umfeld. Wir erweitern hiermit die ohnehin schon sehr breite Palette der Behandlungsmöglichkeiten um einen wichtigen Baustein.
Ein weiterer ist die Ausweitung des ambulanten Angebots?
KK: Ja, wir bieten in unseren kbo-Kliniken schon seit Längerem neben der voll- auch eine teilstationäre Behandlung in unseren Tageskliniken sowie ambulante Angebote in den Institutsambulanzen an. Dadurch konnte das Stigma von Großkliniken abgebaut werden und Patienten Hilfe finden, die keine stationäre Hilfe benötigen. Ein weiterer Schritt in diese Richtung sind die beiden in Planung befindlichen Tageskliniken in Weilheim und Wolfratshausen, die wir in wenigen Jahren eröffnen möchten.
100 Tage im Amt, mögen Sie in erstes Resümee ziehen?
KK: In der Kürze der Zeit konnte ich noch nicht alle Mitarbeitenden persönlich kennenlernen und nicht alle Arbeitsabläufe im Detail erfassen, dies hat die Pandemie bisher nicht zugelassen. Mein erster Eindruck ist durchweg positiv. So bin ich von allen überaus herzlich mit Blumen, Schokolade und anderen Präsenten willkommen geheißen worden, das ist alles andere als selbstverständlich und spricht für die Unternehmenskultur in den kbo-Lech-Mangfall-Kliniken als auch im Konzern kbo. Über alle Berufsgruppen hinweg begegnet man mir mit einem Vertrauensvorschuss, der mich sehr, sehr freut und den ich ebenfalls nicht als selbstverständlich erachte. Ich bin auch schon mit unserem grünen kbo-Schirm spazieren gegangen. All das fühlt sich sehr gut an! Auch die Gespräche mit unseren zahlreichen Kooperationspartnern und auf der politischen Ebene mit den Landräten der verschiedenen Landkreise verliefen durchweg erfreulich.
Also ein rundum positiver Blick auf die Zukunft?
KK: Ja, mit der Hoffnung auf ein baldiges, gutes „Nach-Corona“ und mit der Vision, die hohe Qualität der therapeutischen Behandlungen auch in den neuen, ambulanten Strukturen umzusetzen und zu gestalten. Mein Ziel ist, allen, die eine psychiatrische Versorgung in unseren Landkreisen benötigen, möglichst in kurzer Zeit ein individuell passendes Angebot anbieten zu können.
Der Bedarf an psychischer Unterstützung in und durch krisenhafte Situationen wird steigen.
KK: Das denke ich auch, insbesondere die Langzeitauswirkungen von Corona sind für uns alle noch nicht greifbar, werden uns aber definitiv beschäftigen – es handelt sich einfach um einen Ausnahmetatbestand, Menschen leisten Außerordentliches, Stichwort: Home-Schooling etc., mit Abschwächung von Corona werden eventuell auch ganz neue Therapieformen gefragt und sinnvoll sein.
Aus all dem klingt heraus, dass Sie mit ungeheuer viel Tatendrang die neuen Aufgaben angehen.
KK: So empfinde ich es auch, und mir kommt wohl zugute, dass ich schon immer ein sehr neugieriger Mensch mit viel Energie war. Nun hoffe ich auf gute Ergebnisse.
Wie entspannen Sie sich in Ihrer Freizeit?
KK: Musik gehört in allen Facetten für mich zum Entspannen zwingend dazu, das fängt schon mit dem, zugegebenermaßen nicht jeden Ton treffenden, Mitsingen im Auto an, wenn ich nach Hause fahre. Außerdem gehe ich sehr gern wandern und kann es tatsächlich kaum erwarten, bis endlich die Schwimmbäder wieder öffnen oder ich in den See springen kann, zum neuen Trend des Eisbadens konnte ich mich selbst noch nicht überzeugen.
Sie sind im Sternzeichen Zwilling geboren, sind Sie ein typischer?
KK: Das weiß ich nicht, man sagt ja, dass jeder sich in zunehmendem Alter hin zu seinem Aszendenten entwickelt, der ist bei mir die Jungfrau. Also vielleicht ist es im besten Sinne eine gute Mischung aus Kommunikationsfreudigkeit und Bodenständigkeit.