„Mehr sehen und noch mehr lernen?“ – Nacht- und Wochenende-Einsatz
Zusammenfassung: Wie ist es, dann zu arbeiten, wenn andere Feierabend machen? Drei Mitarbeiterinnen berichten von Nacht- und Wochenende-Einsätzen in der Zentralen Aufnahme des kbo-Isar-Amper-Klinikums in Haar.
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Arbeiten, wenn andere Feierabend machen? „Klar geht das“, lacht Yvonne Gebert, Fachpflegekraft für Psychiatrie. Direkt nach ihrer regulären Schicht in Haus 52 auf dem Weg in die Zentrale Aufnahme. Schichtbeginn dort ist um 21 Uhr. Meist übernimmt sie zwei Nachtschichten pro Monat. Gemeinsam mit einer Ärztin oder einem Arzt und einer Mitarbeiterin bzw. einem Mitarbeiter der Pforte kümmert sie sich um alle, die nachts zu uns kommen. Manche kommen freiwillig, weil sie nicht mehr weiterwissen. Andere werden von ihren Angehörigen gebracht. Aber auch eine Einlieferung durch die Polizei und den Rettungsdienst gehören zum Alltag in der Zentralen Aufnahme.
Zeit nehmen und Situationen deeskalieren
„Oft sind die Patientinnen und Patienten angespannt, wenn sie kommen“, erzählt Yvonne Gebert. „Häufig ist die Situation zuhause völlig eskaliert, bevor der Rettungsdienst oder die Polizei angerufen wird und den Patienten zu uns bringt.“ Man nehme sich dann sehr viel Zeit und versuche, die Situation zu entspannen. „Das funktioniert auch wirklich gut, weil wir einfach anders mit den Patienten sprechen, als es die Polizei oder der Rettungsdienst tut.“ Wenn sie den Patienten im Anschluss auf die Station bringe, hat sich die Situation meist komplett verändert. „Es ist wirklich immer wieder so schön zu sehen, wie sich der Patient entspannt, wenn ich ihn dann auf der Station an die Kolleginnen und Kollegen übergebe.“
Die Nachtschicht in der Zentralen Aufnahme gilt als Bereitschaftsdienst Stufe 2 und wird dementsprechend vergütet. Es gibt tatsächlich auch sehr ruhige Nächte, wo man sich auch hinlegen und schlafen kann. Ein entsprechendes Einzelzimmer steht dafür zur Verfügung. „Aber mindestens genauso oft ist schon richtig was los“, erzählt Laura Fischer. Sie ist seit August letzten Jahres im Team. „Schon meine Hospitation hatte es in sich.“ Da wurde ein Patient aus der JVA gebracht und von acht Polizisten begleitet. „Es hat mich überrascht, wie viele Patientinnen und Patienten nachts dorthin kommen – auch freiwillig.“
Laura Fischer arbeitet regulär auf der Station 56/B3 und hilft derzeit auf der B4 aus. Vor zehn Jahren wechselte die ausgebildete Gesundheits- und Krankenpflegerin vom Ebersberger Krankenhaus in die Gerontopsychiatrie. „Aktuell mache ich parallel zu meiner Arbeit etwa drei Schichten pro Monat.“ Sie organisiert es so, dass sie zunächst auf ihrer Station den Frühdienst übernimmt, dann sechs Stunden Pause macht und anschließend die Nachtschicht in der Aufnahme macht. „Dazu muss ich vielleicht noch sagen, dass ich immer schon gerne nachts arbeite.“ Ihr Stationsleiter habe sie motiviert sich das zuzutrauen, das mal auszuprobieren. „Dafür bin ich ihm sehr dankbar, man sieht einfach wahnsinnig viel und Spaß macht es dazu!“
Abwechslung zu den sonstigen Aufgaben
„Obwohl ich schon zehn Jahre hier bin, habe ich so Haar mit seinen Stationen und Häusern erst richtig kennengelernt“, resümiert sie. Außerdem sei es eine schöne Abwechslung zu ihren sonstigen Aufgaben. Yvonne Gebert sieht das ähnlich: „In dem Moment, wo der Patient hier ankommt, bin ich nur für ihn da und schau drauf, dass er gut versorgt ist, dass man ihn/sie sieht“. Und sie habe durch die Arbeit dort noch einmal richtig viel dazu lernen können. „Gerade, wenn es darum geht, eine Situation schnell einzuschätzen und entsprechend umsichtig zu reagieren.“
Die Zentrale Aufnahme ist für Yvonne Gebert eine zweite berufliche Heimat geworden. „Obwohl ich nicht oft dort bin, bin ich Teil des Teams.“ Natürlich gebe es auch sehr herausfordernde Patientinnen und Patienten, aber dann könne man auf den Sicherheitsdienst zurückgreifen. „Die Mitarbeiter des FSD sind super freundlich, sehr gut geschult und absolut kooperativ.“ Wenn es mal brenzlig werde, helfen alle zusammen, auch die diensthabenden Ärzte. „Da grenzt sich keiner ab, das ist alles immer sehr multiprofessionell ausgerichtet.“
„Ich glaube, bei uns in der Zentralen Aufnahme zu arbeiten, ist nicht vergleichbar mit unserem Arbeitsumfeld im herkömmlichen Sinn. Es ist eine Berufung … und oft auch eine echte Herausforderung,“ erzählt Rosi Wörner. Sie arbeitet seit 1986 im kbo-Isar-Amper-Klinikum und ist seit 2013 als Stationsleitung für die Zentrale Aufnahme verantwortlich. Zu ihren Aufgaben gehört unter anderem das Management der Rund-um-die-Uhr-Besetzung der Pflegekräfte. Dafür hat sie einen Mitarbeiter-Pool von etwa 40 Kolleginnen und Kollegen. Rosi Wörner ist von ihrer Arbeit begeistert, zeigen sich doch hier alle unterschiedlichen Nuancen des menschlichen Verhaltens. „Wenn ich morgens hier anfange, weiß ich nie, was der Tag bringt“, lacht sie.
Verstärkung gesucht!
Jetzt sucht Rosi Wörner wieder dringend Verstärkung für ihr Team. „Viele Kolleginnen und Kollegen haben das über lange Jahre gemacht und sich entschlossen, aufzuhören.“ Zeit für einen Generationenwechsel. „Wer Interesse hat, soll sich gerne bei mir melden.“ Voraussetzung ist eine dreijährige Ausbildung zur Pflegefachfrau bzw. zum Pflegefachmann. „Natürlich ist es jederzeit möglich, hier zu hospitieren. Ich freue mich über jeden, der Interesse hat, hier mitzuwirken.“
Und wichtig auch zu wissen, wenn Sie dabei sein wollen, werden Sie auf jeden Fall über mehrere Schichten gut eingearbeitet. Alsdann … wenn wir Sie erreicht haben und Sie interessiert sind, können Sie Rosi Wörner am besten per E-Mail unter rosemarie.woerner(at)kbo.de erreichen. Wir freuen uns auf jede und jeden von Ihnen!