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Interview mit Vorstandsvorsitzendem von kbo

Interview mit kbo-Vorstandsvorsitzenden Franz Podechtl

Zusammenfassung: Am 01. Januar 2024 übernahm Franz Podechtl das Amt des Vorstandsvorsitzenden bei kbo. Durch seine vielfältigen Erfahrungen aus verschiedenen Führungspositionen innerhalb des Unternehmens ist er bestens vertraut mit den verschiedenen kbo-Unternehmensbereichen. Zu Beginn seiner neuen Position reflektierte er im Interview sowohl über seine bisherige berufliche Laufbahn als auch über die zukünftigen Pläne für die Kliniken des Bezirks Oberbayern.

Von Annette Schusser am

Themen:

Herr Podechtl, Sie blicken bereits auf eine lange berufliche Laufbahn bei kbo zurück. Bevor wir uns der Zukunft zuwenden, verraten Sie uns Ihre Top-3-Ereignisse, die Ihnen besonders aus dieser Zeit im Gedächtnis geblieben sind?

Franz Podechtl – F. P.: Es gibt ganz viele Ereignisse und Zeiträume, an die ich mich zurückerinnere. Spontan fällt mir die Zeit in den Jahren nach 2012 ein, in denen wir kbo zur Marke entwickelt haben. Dieser Prozess war unheimlich wichtig und die Basis dafür, was wir heute als Marke kbo verstehen. Wichtig dabei war uns, die Besonderheiten der regionalen Standorte und Kliniken herauszuarbeiten, damit sich alle Mitarbeitenden vor Ort mit ihrem Standort, ihrer Klinik identifizieren können, und kbo als Dachmarke darüber zu spannen.

Gerne erinnere ich mich auch an die fünf Jahre als Geschäftsführer der IT des Bezirks Oberbayern GmbH. Diese Zeit war sehr lehrreich und hat mir einen tiefen Einblick in die Herausforderungen der IT für die Bezirksverwaltung und uns als Gesundheitskonzern ermöglicht.

Und natürlich die letzten Jahre als Geschäftsführer des kbo-Isar-Amper-Klinikums mit den Herausforderungen der Corona-Pandemie. Das war für uns alle eine anstrengende Zeit.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich außerdem die 16 Jahre als Geschäftsführer der kbo-Service GmbH. Dort wird eine große Bandbreite an Dienstleistungen von einem multikulturellen Team bereitgestellt. Das gibt es so in keiner anderen Gesellschaft. Dieses spannende Team aus aller Herren Länder zu führen, war immer etwas ganz Besonderes für mich.
 

Seit dem 01. Januar 2024 sind Sie nun Vorstandsvorsitzender. Mit welchem Gefühl sehen Sie dieser Aufgabe entgegen?

F. P.: Mit großer Freude, aber auch mit großem Respekt vor der Aufgabe. Trotz der langjährigen Tätigkeit für kbo gilt es für mich wieder viel zu lernen, neue Blickwinkel einzunehmen und neuen Herausforderungen zu begegnen.
 

Ein neues Jahr bringt oft gute Vorsätze und neue Ziele mit sich. Wie sehen die langfristigen Pläne für kbo aus? Gibt es besondere Schwerpunkte, auf die Sie sich besonders konzentrieren möchten?

F. P.: Wir haben die Weichen für den kbo-Konzern schon frühzeitig richtig gestellt und wurden durch die Corona-Pandemie an vielen Stellen bei der Umsetzung unserer strategischen Ziele ausgebremst. Ganz wichtig wird es daher sein, die Versorgungsangebote so umzusteuern, dass wir trotz der Folge des demografischen Wandels und restriktiver Personalvorgaben die psychiatrische Versorgung der Menschen in Oberbayern weiterentwickeln und zukunftsfähig gestalten.

Außerdem werden in den nächsten Jahren die Themen Nachhaltigkeit ebenso wie enkelfähiges Handeln Schwerpunkte unserer Arbeit werden. Es geht mir darum, die gemeinsam vereinbarten Nachhaltigkeitsziele am Arbeitsplatz des Einzelnen sichtbar zu machen und dabei immer auch sozial verträglich und wirtschaftlich zu handeln.

Und wenn wir zur Nachhaltigkeit ein paar Jahre lang Maßnahmen umgesetzt haben, wird sich folgerichtig das Thema Prävention aufdrängen, und wir werden der Frage nachgehen, wie wir Präventionselemente noch viel stärker in unser Handeln einbringen können, um die Folgen von Krankheit und Versorgungsnotwendigkeit schon früh abzufangen oder zu verhindern. Das geht bei Angeboten für unsere Mitarbeitenden los, für deren Familien, die Unternehmen der Bezirksfamilie und wird letztendlich, so hoffe ich, in einer Erweiterung unserer medizinischen Angebotspalette münden. Unser kbo-Symposium im Juni 2024 wird sich nicht durch Zufall um Prävention drehen. Prävention ist das Thema der Zukunft – für kbo und weit darüber hinaus.
 

Das Bundesgesundheitsministerium treibt die Digitalisierung im Gesundheitswesen immer weiter voran. Wie planen Sie, innovative Technologien in den kbo-Kliniken zu integrieren, um die Patientenversorgung zu verbessern?

F. P.: Für mich beantwortet Digitalisierung die Frage: Wie schaffe ich es, Prozesse nutzerfreundlicher und effizienter zu gestalten? Wir müssen uns in vielen Bereichen digitalisieren.

  • Aus der Patientenperspektive mit digital unterstützten Behandlungsangeboten und digitaler Einbindung der Patientinnen und Patienten in den Behandlungsprozess.
  • Aus der Perspektive der multiprofessionellen Teams bei der effizienten Gestaltung der Arbeitsabläufe in der Patientenversorgung von der Aufnahme bis zur Entlassung, der Dokumentation und zur Unterstützung der Belegungssteuerung.
    Kurz gesagt: Die Mitarbeitenden sollen ihre Zeit mit dem Patienten verbringen und nicht mit dem Ausfüllen von Formularen.
  • Und zu guter Letzt aus der Perspektive der Verwaltung und der Unternehmenssteuerung, der Bereitstellung von nutzerfreundlichen Services für die multiprofessionellen Teams und beim effizienteren Einsatz der zukünftig noch verfügbaren Personalressourcen.
     

Die kbo-Gesellschaften sind über ganz Oberbayern verteilt. Inwiefern möchten Sie die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Abteilungen und Standorten fördern, um die Patientenversorgung zu optimieren?

F. P.: Wir haben uns bei der kbo-Gründung im Jahr 2007 ganz bewusst dafür entschieden die regionalen Angebote zu stärken und kbo als „Dach“ zu etablieren. Das wird auch so bleiben. Wichtig ist aber, dass wir uns im kbo-Konzern immer wieder hinterfragen und gemeinsam überlegen, wo wir künftig Aufgaben und Ressourcen sinnvoll bündeln können. Nicht jeder Teilbereich unserer Arbeit muss an jedem Standort vorgehalten werden. Um es deutlich zu sagen: Es geht nicht um die Zentralisierung um des Zentralisierens Willen, sondern um Bündelung dort, wo es für uns Sinn macht.
 

Die Patientinnen und Patienten stehen im Fokus unserer Arbeit. Wie können wir aus Ihrer Sicht die Patientenzufriedenheit weiter steigern?

F. P.: Wir glauben oft zu wissen, was unsere Patientinnen und Patienten bzw. Klientinnen und Klienten wollen und brauchen und damit handeln wir nach bestem Wissen und Gewissen. Es wird in Zukunft wichtig werden, hier einen Schritt zurückzutreten, unsere Annahmen zu hinterfragen und zu prüfen, ob sich unsere bisher mit bestem Wissen getroffenen Annahmen mit den realen Bedürfnissen unserer Patientinnen und Patienten decken. Dieses Hinterfragen und Zuhören ist eine gute Ausgangsbasis für die Umsteuerung der Versorgung hin zu den Alternativen der stationären Versorgung. Die stationäre Aufnahme muss für uns die letzte der verfügbaren Möglichkeiten werden. Zuerst müssen wir alle anderen Möglichkeiten prüfen und ausschöpfen. So zu denken ist eine große kulturelle Veränderung und ein Lernprozess.
 

Wie möchten Sie künftig mit den aktuellen Herausforderungen wie dem Fachkräftemangel umgehen?

F. P.: Ich habe hierzu eine klare Haltung. Ich akzeptiere den Fachkräftemangel als gesamtgesellschaftliche Entwicklung, die uns alle betrifft. Ich sehe wenig Sinn darin, mit anderen Anbietern im Gesundheitswesen in den Verdrängungswettbewerb um potenzielle Mitarbeitende einzusteigen. Natürlich werden wir offene Stellen so gut es geht nachbesetzen.

Der kbo-Konzern ist und muss auch weiterhin ein attraktiver Arbeitsgeber bleiben, der aktiv um neue Mitarbeitende wirbt. In Zukunft werden wir uns aber vermehrt mit der Frage beschäftigen, wie wir bestehende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter langfristig an uns binden können. Das ist meiner Ansicht nach der Weg in eine nachhaltige Personalentwicklung und der beste Weg dem Fachkräftemangel zu begegnen.
 

Abschließend, möchten Sie den Kolleginnen und Kollegen noch etwas mit auf den Weg geben?

F. P.: Uns hat immer ausgemacht, dass unser Handeln in allen Bereichen von Vertrauen, Bodenständigkeit, gesundem Menschenverstand und Anstand geprägt war. Das beizubehalten, ist mir wichtig. Denken Sie darüber nach, wie Sie im privaten Bereich Entscheidungen treffen. Dort entscheiden Sie auch mit gesundem Menschenverstand, haben das Budget und die Nachhaltigkeit im Blick und denken über die langfristigen Folgen Ihres Handelns nach. Das Gleiche wünsche ich mir für den Umgang bei kbo. Mein Wunsch wäre: begegnen wir uns auch in der Arbeitswelt auf Augenhöhe mit Respekt, Offenheit und gegenseitigem Verständnis.

Von den Führungskräften wünsche ich mir: Verbindlichkeit, Zuverlässigkeit, Authentizität und Nähe. Spielt keine Rolle, sondern zeigt Euch!