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Die Geschichte von Florence Nightingale, Begründerin der modernen westlichen Krankenpflege

Zusammenfassung: Jedes Jahr am 12. Mai wird der Internationale Tag der Pflege gefeiert. Es ist ein bedeutender Tag für alle in der Pflege Beschäftigten, denn er erinnert an den Geburtstag von Florence Nightingale, britische Krankenpflegerin und Pionierin der modernen westlichen Krankenpflege. Sie lebte vor 200 Jahren und war bereits zu Lebzeiten eine Legende. Dieser Blogartikel beschäftigt sich mit der Geschichte dieser bemerkenswerten Frau.

Von Kathrin Bethke am

Florence Nightingale wurde 1820 als Tochter einer wohlhabenden Familie geboren. Konfrontiert mit den begrenzten Möglichkeiten junger Frauen zu jener Zeit, verspürte sie dennoch den inneren Ruf, ihr Leben der Krankenpflege zu widmen. Trotz der Missbilligung ihrer Eltern, für die die damals als minderwertig angesehene Arbeit als Krankenschwester einer gebildeten Frau guter Herkunft unwürdig war, absolvierte sie eine Ausbildung in der Krankenpflege.

In den folgenden Jahren sammelte Nightingale viel Erfahrung in der Pflege von Kranken, leitete unter anderem ein Pflegeheim und betreute an Cholera erkrankte Menschen während der schweren Cholera-Epidemie. Einhergehend mit ihrer Arbeit beschäftigte sie sich auch mit den Auswirkungen der Umgebung auf die Gesundheit. Ihre Schriften zur Krankenpflege gelten als Gründungsschriften der Pflegetheorie. Sie vertrat die Meinung, dass es neben dem ärztlichen Wissen auch ein eigenständiges pflegerisches Wissen geben sollte. Geprägt durch ihre Erfahrungen entwickelte Florence ein eigenes, als Nightingale´sches System bezeichnetes Ausbildungsmodell. Dieses sah eine Ausbildung von Berufsanfängern vor allem durch erfahrene Pflegekräfte anstelle von Ärzten vor. Damit revolutionierte Florence Nightingale die Pflege im 19. Jahrhundert.

Alarmiert durch Zeitungsberichte über das Leiden der Soldaten im Krim-Krieg (1854 – 1856) und die prekären Hygienebedingungen in den sanitären Einrichtungen entschied Florence sich, einem Regierungsaufruf für Krankenschwestern zu folgen. Gemeinsam mit einer Gruppe von Krankenschwestern verließ sie London und brach auf in Richtung Süden.

Im türkischen Scutari, dem heutigen Istanbuler Stadtteil Üsküdar, angekommen, fand die Gruppe Bedingungen vor, die ihre schlimmsten Erwartungen übertrafen. „Alle wimmelten von Ungeziefer, riesige Läuse krabbelten über ihre Körper und ihre Kleidung. Viele waren mit Schlamm, Dreck, Blut und Schießpulverflecken verschmutzt. Einige waren durch Fieber und Ruhr völlig niedergeschlagen. Der Anblick war erbärmlich und wie ich ihn noch nie zuvor gesehen hatte“, so schilderte Florence Nightingale ihre Erfahrungen in ihrem Tagebuch.

Dem schmutzigen und von Ungeziefer verseuchten Krankenhaus in Scutari fehlte es an grundlegender Ausstattung und Vorräten. Das medizinische Personal war völlig überfordert mit der großen Anzahl von Soldaten, die aus dem Krieg auf der Krim über das Schwarze Meer verschifft wurden. Von ihnen litten mehr an Krankheiten auf Grund von mangelnder Hygiene als an Kampfwunden.

Trotz dieser erbärmlichen Bedingungen verweigerten die männlichen Armee-Ärzte zunächst die Hilfe von Florence und ihren Krankenschwestern. Sie verstanden das Hilfsangebot als Angriff auf ihre Professionalität. Nachdem jedoch immer mehr Kriegsopfer eintrafen, dauerte es nicht mehr lang, bis das Personal vollends an seine Grenzen stieß und zu guter Letzt doch die Hilfe der Krankenschwestern akzeptierte.

Unter Florence‘ Leitung verbesserten sie und ihre Kolleginnen die medizinischen und sanitären Einrichtungen, richteten Lebensmittelküchen ein, wuschen Wäsche und Kleider, schrieben im Auftrag der Soldaten nach Hause und richteten Lesesäle ein.

Während ihrer Arbeit in Scutari erhielt Florence den Spitznamen „the lady with the lamp“ (deutsch: „die Dame mit der Lampe“), denn in den späten Abendstunden suchte sie immer noch einmal die Kranken auf, um nach dem Rechten zu sehen.

Nach ihrem Einsatz für die verwundeten und erkrankten Soldaten im Krim-Krieg war Florence Nightingale selbst gesundheitlich angeschlagen. Dies hatte einen wesentlichen Einfluss auf ihre Arbeitsweise. Nicht mehr im Stande, sich persönlich um die Erkrankten zu kümmern, widmete sie sich von nun an der Sammlung, Aufbereitung und Analyse von Daten, um daraus Schlüsse zu ziehen.

Mit ihrem Lehrbuch für Krankenpflege, bei dem es sich um das erste von einer Frau verfasste Exemplar zu diesem Thema handelte, legte sie den Grundstein für die Pflegewissenschaft. Gepaart mit ihrem Talent für Statistik wird sie rückblickend häufig als die erste Pflegewissenschaftlerin bezeichnet. Durch die Art, wie sie die Statistik nutzte, um ihre Argumente zu untermauern und sich dabei eben nicht nur auf ihre eigenen Erfahrungen zu berufen, fanden ihre Berichte viel Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit.

Für den Rest ihres Lebens setzte sie sich unermüdlich für höhere Ausbildungsstandards und die Verbesserung der Krankenpflege ein. Auch heute noch ist Florence Nightingale Vorbild und Inspiration für die Mitarbeitenden in der Krankenpflege.