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Praxisanleiterin in der Pflege

Zentrale Praxisanleitung am kbo-Isar-Amper-Klinikum

Zusammenfassung: Seit Januar 2020 gibt es eine neue berufliche Ausbildung für Pflegefachpersonen. Im Zuge dessen wurde im kbo-Isar-Amper-Klinikum eine neue Stabsstelle durch die Pflegedirektion geschaffen, die den Anstoß zur Etablierung eines neuen Ausbildungssystems gab. Anna Kaiser, die Leitung der Stabsstelle Zentrale Praxisanleitung im kbo-Isar-Amper-Klinikum Region-München, erläutert im Interview ihren Werdegang und wie sie die praktische Ausbildung in der Pflege gestaltet. Darüber hinaus erklärt sie, warum sie sich so für den Bereich der praktischen Ausbildung begeistert.

Von Kathrin Bethke am

Themen:

Du selbst bist in der Pflege zu Hause und nun maßgeblich an der Pflegeentwicklung für die Zukunft beteiligt, indem Du unter anderem die praktische Ausbildung gestaltest. Erzählst Du uns von Deinem Werdegang?

A. K.: Das kann man so sagen, und das ist auch der Grund, warum ich meinen Job so liebe. Ich kann die Pflege maßgeblich mitgestalten und vielen jungen Kolleginnen und Kollegen vermitteln, welche Werte in diesem Berufsfeld wichtig sind. Ich selbst habe 2010 das duale Bachelorstudium Pflege an der Hochschule München begonnen und 2015 abgeschlossen. Dieses vereinte die berufliche Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin sowie den Bachelorabschluss.

Praktische Erfahrung habe ich nach meinem Examen 2013 im Bereich der neurologischen Frührehabilitation gesammelt. Als ich 2015 den Bachelor abgeschlossen hatte, fand ich einen neuen Aufgabenbereich als Zentrale Praxisanleiterin, den ich bis 2019 ausübte. Dabei leitete ich tagtäglich unterschiedliche Lernende an und konnte neben spannenden Projekten und dem Aufbau einer sicheren Ausbildungsstruktur weitere Zusatzqualifikationen erlangen. So wurde ich beispielsweise Tutorin für Pflegewissenschaft und begleitete in einem zusätzlichen Format die Studierenden der Pflege in ihren Praxisphasen. Im Jahr 2017 begann ich dann das Masterstudium Advanced Nursing Practice an der Hochschule München und wechselte im Laufe dessen 2019 ans kbo-Isar-Amper-Klinikum.

 

Aus welchem Grund hast Du Dich für den Pflegeberuf entschieden?

A. K.: Die professionelle Pflege fasziniert mich. Jeder Tag ist anders, es gibt spannende Situationen, prägende Erlebnisse und man lernt den Menschen sehr gut kennen. Dass man eng im Team – pflegerisch wie interprofessionell  –  zusammenarbeitet hat mich immer angezogen. Dazu übt man eine durch und durch sinnstiftende Tätigkeit aus. Es gibt unglaublich viele Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln, je nach den eigenen Talenten. Man kann also durchaus Karriere in diesem Bereich machen.

 

Was bedeutet für Dich persönlich qualitativ hochwertige Pflege?

A. K.: Eine Pflege, in der die Patientinnen und Patienten und ihre Bezugspersonen im Mittelpunkt stehen, mit einer gemeinsamen Zielorientierung von Anfang an, sodass sie und das gesamte Team am selben Strang ziehen.

Das Integrieren neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse ist für mich ebenfalls elementar, genauso wie die stetige Reflexion des eigenen Handelns, sodass man morgen noch besser pflegt als heute. Das könnte man als lebenslanges Lernen zusammenfassen.

Und vor allem ist es wichtig, dieses Verständnis von Qualität und Haltung an unseren Pflege-Nachwuchs weiterzugeben, denn sie sind unsere Kolleginnen und Kollegen von morgen!

 

Wo genau liegt für Dich der Unterschied zwischen psychiatrischer und somatischer Pflege?

A. K.: Der Unterschied liegt in meinen Augen hauptsächlich in unseren Köpfen. Auch im somatischen Setting finde ich psychiatrische Pflege: Patienten haben Ängste, leiden unter kognitiven Einschränkungen oder verlieren den Boden unter den Füßen. Genauso hat die psychiatrische Pflege viele somatische Anteile.

Es ist bedauerlicherweise ersichtlich, dass die Gesellschaft nach wie vor mit Herausforderungen im Umgang mit psychischen Erkrankungen zu kämpfen hat. Die Problematik der Stigmatisierung besteht weiterhin, und es gestaltet sich für viele Menschen schwierig, nicht sichtbare Erkrankungen zu verstehen oder greifen zu können.

Grundsätzlich unterscheiden sich natürlich viele Abläufe von der Somatik und die professionelle Beziehung zu den Patientinnen und Patienten ist viel enger als beispielsweise auf einer chirurgischen Station, wo die Patienten nach kurzer Zeit wieder gehen. Wir lernen die Patienten sehr gut kennen und begleiten sie oft über Jahre – manchmal sogar ein Leben lang.

Ich habe auch festgestellt, dass die Psychiatrie über hochqualifizierte interdisziplinäre Teams verfügt. In der Somatik gibt es meiner Meinung nach jedoch an manchen Stellen noch Raum für Verbesserung hinsichtlich der Teamarbeit auf Augenhöhe.

 

Welche Haltung und Eigenschaften sollte man in Deinen Augen für den Pflegeberuf mitbringen?

A. K.: Teamfähigkeit, Interesse am Menschen und seiner Lebenswelt, Flexibilität und Selbstreflexion, um mit unterschiedlichen Situationen zurechtzukommen und vor allem eine große Portion Spaß, Begeisterungsfähigkeit und Leidenschaft für diese Arbeit. Denn nur so geben wir Halt und Hoffnung und helfen unseren Patientinnen und Patienten, in schweren Situationen wieder positiv nach vorne blicken zu können.

 

Und welche Haltung ist im Umgang mit Menschen mit psychischer Erkrankung in Deinen Augen wichtig?

A. K.: Dieselbe wie sie alle Menschen erleben sollten: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Und es ist wichtig, Verständnis und Akzeptanz für die Erkrankung und den individuellen Weg jeder Person aufzubringen, selbst wenn er nicht immer unseren professionellen Ansichten entspricht.

 

Wie integrierst du das in die praktische Ausbildung?

A. K.: Gemeinsam mit meinem Team aus Zentralen Praxisanleitenden gestalte ich die praktische Ausbildung am kbo-Isar-Amper-Klinikum. Dabei ist es uns wichtig, dass alle Lernenden gut bei uns ankommen, sich sicher fühlen und ihre Kompetenzen gut begleitet ausbauen können.

Hierbei werden sie von zentralen freigestellten PAs, stationären PAs und den Kolleginnen und Kollegen auf den Stationen unterstützt. Beispielsweise haben wir eine Vernetzungswoche, feste Begrüßungsrunden, Gruppenanleitungen und Evaluationsgespräche etabliert. Zusätzlich sind wir sehr aktiv in der Ansprache potenzieller Auszubildender und nehmen an Messen teil oder gestalten beispielsweise einen Tag der offenen Tür.

 

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Dir aus?

A. K.: Das ist eine gute Frage – ich habe gar keinen typischen Arbeitstag. Meistens bin ich am Standort Haar, fahre jedoch auch zwischen den Klinikstandorten hin und her, da ich auch für die kbo-Standorte in Schwabing, in Fürstenfeldbruck und für das kbo-Atriumhaus verantwortlich bin.

Im Büro der Zentralen Praxisanleitung in Haar stehe ich täglich mit meinem Team im Austausch und halte Rücksprache, wo Ausfälle zu kompensieren sind. Ich stelle die praktische Ausbildung sicher, sodass alle Lernenden die Anleitungen erhalten, die sie brauchen und die ihnen zustehen.

Ich arbeite insgesamt mit sehr vielen Schnittstellen zusammen, damit der Ausbildungsprozess transparent und flüssig ist. Außerdem kläre ich alle Praxisanleitenden über Neuerungen auf oder führe Projekte gemeinsam mit meinem Team durch, sodass sich die praktische Pflegeausbildung kontinuierlich weiterentwickelt. An anderen Tagen helfe ich selbst bei den Anleitungen oder bin als Dozentin im Bereich Praxisanleitung aktiv. Es wird also nie langweilig.

 

Was magst Du besonders an Deinem Arbeitsplatz?

A. K.: Wie kreativ und frei ich gestalten kann, den Rückhalt durch die Pflegedirektion und ihre Haltung gegenüber der Wichtigkeit der Ausbildung. Die geballte Motivation meines Teams und die Zusammenarbeit mit so vielen tollen Menschen.

 

Was schätzt Du an kbo als Deinem Arbeitgeber?

A. K.: kbo ist in meinen Augen sehr innovativ. Als Pflegefachkraft mit akademischem Abschluss hat kbo meines Erachtens die besten Stellen und Profile, um das Erlernte gewinnbringend in die Praxis zu transferieren. Ich schätze die Menschlichkeit und Achtsamkeit gegenüber den Kolleginnen und Kollegen und schlicht die Menschen, die hier arbeiten.

Und es ist einfach ein tolles Gefühl, in so einem riesigen Betrieb zu arbeiten, in dem jeden Tag hunderte Schrauben ineinandergreifen. Dadurch können wir unsere Patientinnen und Patienten optimal betreuen und gleichzeitig sicherstellen, dass unsere Mitarbeitenden zufrieden sind.

 

Herzlichen Dank für das Inteview!