In der Psychiatrie zählt vor allem das „Da-sein“
Zusammenfassung: Behruzjon Murodzoda macht seine Ausbildung zum Pflegefachmann im kbo-Isar-Amper-Klinikum Region München in Haar. Der 20-Jährige befindet sich aktuell im ersten Ausbildungsjahr. Ursprünglich kommt er aus Duschanbe in Tadschikistan. Was ihm an seinem Beruf gefällt, erzählt er im Interview.
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Was hat Dich dazu bewegt, eine Ausbildung im Gesundheitswesen zu beginnen?
Behruzjon Murodzoda: Ich wollte einen Beruf ausüben, der sowohl Sinn stiftet als auch persönlich herausfordert. Das Gesundheitswesen bietet genau das – besonders die Pflege in der Psychiatrie, weil sie neben medizinischem Fachwissen auch viel Menschlichkeit und Empathie erfordert. kbo hat mich durch die klare Struktur, die Vielfalt der Fachbereiche und das internationale Team überzeugt. Hier habe ich die Möglichkeit, mich nicht nur fachlich, sondern auch persönlich weiterzuentwickeln.
Wie sieht ein typischer Tag während Deiner Ausbildung bei kbo aus?
Ein typischer Tag beginnt mit der Übergabe – wir besprechen den Zustand der Patientinnen und Patienten und besondere Vorkommnisse. Danach geht es weiter mit der Pflegeplanung, welchen Bereich haben wir heute, medizinische Maßnahmen, Dokumentation und natürlich der direkten Arbeit mit den Menschen. Besonders spannend finde ich die Visiten und Fallbesprechungen, da ich hierbei sehr viel lerne.
Welche Rolle spielt der Kontakt zu Patientinnen und Patienten in Deinem Berufsalltag?
Der direkte Kontakt zu den Patientinnen und Patienten ist das Herzstück meiner Arbeit. In der Psychiatrie zählt nicht nur das „Tun“, sondern vor allem das „Da-sein“. Für mich bedeutet das, Vertrauen aufzubauen, zuzuhören und kleine Fortschritte gemeinsam zu feiern. Es ist oft herausfordernd, aber auch unglaublich bereichernd und ich sehe, wie diese kleinen Schritte wirken.
Welche Fähigkeiten oder Eigenschaften hast Du während Deiner Ausbildung besonders weiterentwickelt?
Geduld, Selbstreflexion und Kommunikation. Besonders gelernt habe ich, in schwierigen Situationen ruhig zu bleiben und professionell zu handeln – auch wenn starke Emotionen im Raum stehen. Außerdem habe ich gelernt, klare Grenzen zu setzen und gleichzeitig empathisch zu bleiben.
Was war bisher Dein eindrücklichstes Erlebnis während der Ausbildung?
Ein Patient, der zunächst völlig verschlossen war, hat nach mehreren Wochen begonnen, mir zu vertrauen und sich zu öffnen. Zu erleben, wie therapeutische Beziehungen wachsen und wie wichtig respektvolle Kommunikation ist, auch wenn man denkt „das bringt nichts“, war für mich sehr eindrücklich – und hat mir gezeigt, wie wirksam gute Pflege sein kann.
Wie kommst Du mit der deutschen Sprache im Berufsalltag zurecht – und welche Unterstützung bekommst Du von kbo oder Deinen Kollegen?
Die Fachsprache war am Anfang eine große Herausforderung, vor allem in der Dokumentation oder bei medizinischen Begriffen. Aber durch die Unterstützung meiner Kolleginnen, Kollegen, Praxisanleitern und -anleiterinnen, regelmäßige Feedbackgespräche und eigene Initiative, wie Sprachkurse, Vokabelliste etc., habe ich mich schnell verbessert. Bei kbo haben wir auch Sprachunterricht.
Was bedeutet es für Dich, Teil eines multikulturellen Teams zu sein?
Für mich ist es jetzt ganz normaler Alltag, ich habe mich von Anfang an willkommen gefühlt und ich finde, dass es sehr hilfreich im klinischen Alltag ist. Ein ganz banales Beispiel: Es kommt ein Patient und wir brauchen Übersetzer. Da wir ein internationales Team sind, ist das oft kein Problem. Wir unterstützen uns gegenseitig.
Wie lernst Du, mit Menschen in psychischen Ausnahmesituationen professionell und einfühlsam umzugehen?
Durch Beobachtung, Reflexion und Begleitung. Ich nutze jede Gelegenheit, von erfahrenen Kollegen und Kolleginnen zu lernen – sei es in Krisensituationen oder in alltäglichen Gesprächen mit Patienten und Patientinnen. Wir sprechen oft im Team mit Humor über schwierige Situationen, was mir hilft, mein Verhalten zu reflektieren und mein Einfühlungsvermögen zu schärfen.
Was hast Du über Dich selbst gelernt, seit Du in der Psychiatrie arbeitest?
Ich habe gelernt, dass ich belastbarer bin, als ich dachte – und dass ich auch in unvorhersehbaren Situationen handlungsfähig bleibe. Gleichzeitig habe ich erkannt, wie wichtig Selbstfürsorge und Abgrenzung sind, um langfristig gut für andere da sein zu können.
Vielen Dank für das Gespräch.
Behruzjon Murodzoda ist eines unserer Gesichter der aktuellen kbo-Ausbildungskampagne:
