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Florian Scharfen

"Es hilft nicht, KI zu verteufeln."

Zusammenfassung: Florian Scharfen hat zum 01. September 2025 die Leitung der kbo-Berufsfachschule für Pflege am kbo-Inn-Salzach-Klinikum in Wasserburg am Inn übernommen.

Von Nina Schinharl am

Themen:

Mit einer Ausbildung als Altenpfleger startete Florian Scharfen seine Karriere. Heute ist er Schulleiter der kbo-Berufsfachschule für Pflege in Wasserburg am Inn. Viel läuft hier schon gut, aber ein paar Stellschrauben möchte der neue Schulleiter gerne noch drehen.

Herr Scharfen, mit welchen Zielen starten Sie in Ihre neue Aufgabe?
Florian Scharfen: Mein Fokus liegt vor allem darauf, die Medienkompetenz der Schülerinnen und Schüler weiterzuentwickeln. Ich möchte zudem die Digitalisierung vorantreiben. KI ist allgegenwärtig und wir müssen unsere Auszubildenden schulen, mit KI richtig umzugehen und sie kritisch zu reflektieren.

Mir ist außerdem sehr wichtig, dass Lehrerinnen und Lehrer immer zu mir kommen können, wenn irgendwo der Schuh drückt. Nur so kann ich sichergehen, dass sie gut arbeiten können und die Auszubildenden bestmöglich begleiten. Wir haben insgesamt 15 Lehrkräfte, da fallen nicht wenige Gespräche an. Diese sind auch notwendig und sinnvoll, denn ohne sie geht es nicht.

Welche Erfahrungen aus Ihrem bisherigen Berufsleben bringen Sie in die Schulleitung mit ein?
Ich habe bereits viele Stationen hinter mir: Gelernt habe ich Altenpfleger, dann habe ich ein duales Studium in Pflegewissenschaften absolviert und war lange Zeit in der Praxis tätig. Ich habe als Praxisanleiter sowie Pflegedienstleiter gearbeitet und bin dann in die Lehre abgewandert.

Zunächst war ich als Dozent tätig, dann als Stabsstellen-Praxiskoordinator. Nach ein paar Jahren bin ich zu einem größeren Konzern gewechselt. Dort habe ich mit einer externen Firma zusammen Schulen gegründet, weil wir die Ausbildungszahlen und die -qualität erhöhen wollten. Das war sehr spannend.

Zuletzt war ich für die Bayerische Landesärztekammer tätig und konnte in die Bereiche E-Learnings und KI hineinschnuppern. Nun bin ich seit September hier bei kbo und sehr glücklich über meine Position.

Wenn Sie einen Moment frei haben, wie entspannen Sie am liebsten?
Wenn Freizeit übrigbleibt, was gerade jetzt in der Anfangsphase etwas schwierig ist, dann habe ich dennoch gut zu tun: Wir haben zwei Corgi-Hündinnen sowie vier Katzen und die nehmen wahnsinnig viel Zeit in Anspruch. Aber das ist für mich Quality-Time. Als Ausgleich und Ruhepunkt dient auch unsere bepflanzte Dachterrasse. Ansonsten kochen wir gerne.

Was zeichnet die kbo-Berufsfachschule am kbo-Inn-Salzach-Klinikum aus Ihrer Sicht besonders aus?
An der kbo-Berufsfachschule für Pflege läuft schon sehr vieles sehr gut. Nicht ohne Grund gibt es hier jedes Jahr viele Staatspreisträger. Aber an der ein oder anderen Stelle kann man noch optimieren.

Bei den vielen Medien, die es heutzutage gibt, ist es sehr wichtig, unterscheiden zu können, was ist richtig und was falsch. Im praktischen Unterricht muss Medienkompetenz deshalb noch stärker im Fokus liegen. Die Auszubildenden müssen wissen, wie sie mit KI umgehen können und wo der Mehrwert liegt. Denn es hilft nicht, KI zu verteufeln. Sie liefert einen großen Mehrwert, man muss nur wissen, wie.

Wo sehen Sie aktuell die größten Herausforderungen in der Pflegeausbildung?
Theorie und Praxis müssen mehr miteinander verzahnt werden. Die Curricula sind oft sehr komplex, sodass sich die Praxis oft schwertut. Wir bilden aber am Ende für die Praxis aus, also muss die Verzahnung hier besser passieren.

In der generalistischen Pflege gibt es manchmal Missmut bei den Auszubildenden, weil sie in dem ein oder anderen Einsatz nicht so zufrieden sind. Deshalb müssen die Auszubildenden stets gut begleitet werden, damit sie den Mehrwert von Einsätzen erkennen können.

Welche Rolle spielt für Sie die Motivation der Auszubildenden?
Nach der Psychoanalytikerin Ruth Cohn haben Störungen immer Vorrang. Wir können also nur eine gute Lernumgebung schaffen, wenn wir alle Störungen beheben.

Wenn ein Schüler aus einem Einsatz zurückkommt und man erkennt Unmut oder dass irgendetwas schiefgelaufen ist, dann muss zunächst evaluiert und reflektiert werden. Hier muss ein Gespräch erfolgen, damit der Unterricht überhaupt wieder beim Schüler ankommen kann, da sein Kopf sich sonst mit anderen Problemen beschäftigt. Das Abholen, das Evaluieren ist das Wichtigste. Reflektieren können ist das A und O in der heutigen Gesellschaft. Das müssen Schülerinnen und Schüler lernen.

Wie motiviert man Schülerinnen und Schüler wieder, die einen Hänger haben?
Ich glaube, der kollegiale Austausch unter den Schülerinnen und Schülern, den wir hier fördern, ist sehr wertvoll. Wir geben diesem auch genügend Raum. Es gibt den Begriff „Reframing“, was bedeutet, Erlebnisse nicht nur aus einem, sondern aus mehreren Blickwinkeln zu betrachten und neu zu bewerten.
Wir bieten an unserer Berufsfachschule immer Begleitung und Evaluation an, wenn Auszubildende Probleme haben sollten. Unsere Lehrkräfte sind in diesem Bereich wahnsinnig gut geschult.

"Wenn alle der Gesellschaft ein bisschen mehr zurückgeben würden, wäre sie eine bessere."

Was bedeutet für Sie der Beruf der Pflegefachperson?
Der Beruf gibt wahnsinnig viel zurück. Es ist Leidenschaft. Ich habe, bevor ich in die Pflege gekommen bin, eine Lehre zum Bankkaufmann gemacht und bin dann bewusst in den Gesundheits-Sektor gegangen, weil es spannender ist.

Man sieht jeden Tag, was man tut. Man fühlt die Dankbarkeit. Und es macht Spaß. Es ist anstrengend und anspruchsvoll und auch die Ausbildung ist anspruchsvoll. Aber ich finde, in der heutigen Zeit muss man etwas Sinnvolles tun. Etwas, das der Gesellschaft etwas zurückgibt. Das war damals für mich auch der Ansporn dafür, in die Pflege zu gehen.

Ich glaube, wenn alle der Gesellschaft ein bisschen mehr zurückgeben würden, dann wäre sie eine bessere.

Warum lohnt es sich aus Ihrer Sicht, eine Ausbildung in der Pflege bei kbo zu starten?
Zusätzlich zu der sozialen Komponente ist die Pflege natürlich ein krisensicherer Beruf. Wenn man sieht, was KI in den nächsten zehn oder 15 Jahren an Jobs ersetzen wird, ist Pflege einer der krisensichersten Jobs überhaupt. Auch während Corona war er systemrelevant.

Ich glaube, der Pflegeberuf hat in den letzten Jahren an Prestige zugenommen. Viele Klischees wurden durch die mediale Präsenz schon abgebaut und das ist auch richtig so. Die Pflege hat so viel zu bieten und man kann sich in so viele Richtungen entwickeln.

Dafür bin auch ich ein Beispiel: Von der Ausbildung über ein duales Studium zur Pflegedienstleitung und dann in die Berufsfachschule hinein … und es gibt noch zahlreiche weitere Felder. Wenn man sich weiterentwickeln will, auch in verschiedene Bereiche hinein, dann ist die Pflege ein sehr spannendes Feld.

Was muss man Ihrer Meinung nach mitbringen, wenn man in die Pflege gehen möchte?
Man muss offen sein. Zudem muss man eine gewisse Resilienz mitbringen, die man aber gut erlernen kann. Die Resilienz bringen wir nach und nach auch unseren Schülerinnen und Schülern bei.

Gesunder Respekt und Ehrlichkeit sind ebenfalls wichtig. Die Grundwerte, die man in der Patientenversorgung vertritt, sind dieselben wie im normalen menschlichen Umgang. Damit kommt man auch im normalen Alltag gut durch. In der Pflege arbeiten wir ja auch nur mit Menschen, nur dass die Menschen pflegebedürftig oder hilfsbedürftig sind.

Wie lassen Sie sich in drei Worten beschreiben?
Ruhig oder besonnen, zielstrebig und humorvoll. In der Pflege braucht man ab und zu eine Prise schwarzen Humor, damit man das ein oder andere besser verarbeiten kann.

Vielen Dank für das Gespräch.

 

Ausbildung zur Pflegefachperson:

Dauer & Abschluss
Die Ausbildung dauert 3 Jahre in Vollzeit und schließt mit dem staatlich anerkannten Abschluss „Pflegefachperson“ ab. Es handelt sich um eine generalistische Ausbildung, die Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege vereint.

​​​​​​Theorie & Praxis
Die Ausbildung umfasst ca. 2.100 Stunden Theorie an einer kbo-Berufsfachschule sowie 2.500 Stunden Praxis in unterschiedlichen Einsatzbereichen.

Vergütung
Die Ausbildungsvergütung liegt bei kbo aktuell bei:

  • 1. Jahr: ca. 1.400 € brutto
  • 2. Jahr: ca. 1.500 € brutto
  • 3. Jahr: ca. 1.600 € brutto

Zugangsvoraussetzungen

  • Mittlerer Schulabschluss oder Hauptschulabschluss + 1-jährige Pflegehelferausbildung oder vergleichbare Vorbildung
  • gesundheitliche Eignung (ärztliches Attest)
  • Polizeiliches Führungszeugnis ohne Einträge
  • mindestens Deutschkenntnisse auf B2-Niveau

Weitere Informationen zur Ausbildung bei kbo gibt es unter kbo.de/ausbildung.