Betriebliches Eingliederungsmanagement bei kbo
Zusammenfassung: Das Betriebliche Eingliederungsmanagement (kurz: BEM) ist dafür da, Arbeitsunfähigkeit von Beschäftigten zu überwinden, erneuter Arbeitsunfähigkeit vorzubeugen und den Arbeitsplatz des betroffenen Beschäftigten im Einzelfall zu erhalten. Es ist kbo ein großes Anliegen, betroffene Beschäftigte in ihrem Genesungsprozess zu unterstützen und eine drohende Chronifizierung der Erkrankung abzuwenden. Daher gibt es für alle Mitarbeitenden, die wegen einer oder mehreren Erkrankungen innerhalb eines Jahres länger als sechs Wochen arbeitsunfähig sind, das BEM.
Von
amThemen:
Was genau sind Deine Aufgaben innerhalb des BEM-Teams?
Jaqueline Klinglmair – J. K.: Ich betreue das Betriebliche Eingliederungsmanagement als Beauftragte und Koordinatorin. Mein Job beinhaltet Erstgespräche mit Klientinnen und Klienten und die Koordinierung des BEM-Prozesses. Aber auch Hilfestellung und Beratung für Klienten, die in einer schwierigen gesundheitlichen Situation stecken und für deren Besserung eventuell eine Veränderung im Arbeitsleben förderlich oder sogar erforderlich ist. Dazu gehören meinerseits Empathie, Lebenserfahrung und Verständnis für die Betroffenen, aber auch umfängliche Fachkompetenz, um gut beraten zu können.
Durch den engen Kontakt mit den Klienten im Wechsel und den fallbezogenen Austausch mit internen und externen Schnittstellen lerne ich immer wieder Neues kennen.
Jeder Fall ist so individuell wie unsere Mitarbeitenden.
Wer sind Deine internen und externen Schnittstellen?
J. K.: Intern arbeite ich mit den jeweils gewählten Vertretern des BEM-Teams zusammen, das sich aus dem Betriebsrat, der Schwerbehindertenvertretung, der betrieblichen Sozialberatung, Betriebsärzten, dem Personal und der Pflegdirektorin zusammensetzt, aber auch mit dem Arbeitsschutz und vor allem mit den jeweiligen Vorgesetzten und Verantwortlichen des Klienten.
Extern sind die Schnittstellen in erster Linie Krankenkassen, Rentenversicherungen, KUVB oder auch das Arbeitsamt und das Integrationsamt.
Wie sieht der Ablauf eines BEM-Prozesses aus?
J. K.: Der BEM-Prozess startet nach Zustimmung des Klienten immer eins zu eins mit einem Erstgespräch hier bei mir und einer Analyse unter Verschwiegenheit, wo man steht und wird dann entsprechend der Wahl des Klienten erweitert.
Wir beleuchten gemeinsam mögliche Ursachen der Ausfalltage und in Frage kommende Maßnahmen für die Verbesserung der Situation. Das können Arbeitsplatzveränderungen oder -anpassungen sein, das Anschaffen ergonomischer Arbeitsmittel, psychosoziale Unterstützung oder auch ein Wechsel des Arbeitsplatzes.
Danach folgt dann der Einbezug des ausgewählten Kreises der Beteiligten, also der Schnittstellen, die der Klient selbst gewählt hat, um die Maßnahmen vorzuschlagen und gemeinsam zu besprechen. Die internen und externen Schnittstellen tauschen sich fallbezogen und auf Wunsch des Klienten im Prozess untereinander aus, während ich als Koordinatorin diesen Prozess begleite und steuere.
Welche Rolle spielt Team-Arbeit beim BEM?
J. K.: Das BEM hat zum Fokus, gemeinsam zu gestalten – das funktioniert nur im Team. Ohne die Betroffenen geht nichts und auch die gewählten Schnittstellen, die sich alle rege untereinander austauschen, müssen an einem Strang ziehen. Das ist unverzichtbar. Meine Arbeit lebt sozusagen vom Miteinander und das macht es richtig spannend.
Vertrauen ist die Grundvoraussetzung bei der Arbeit im und mit dem BEM. Dieses erarbeiten wir uns gemeinsam mit den Betroffenen und es ermächtigt uns auch dazu, zusammen mögliche Lösungen zu finden.
Was sind die größeren Herausforderungen in Deinem Job?
Ist es manchmal schwierig, das Vertrauen der betroffenen Mitarbeitenden zu gewinnen?
J. K.: Herausfordernd kann es werden, wenn Wahrnehmungen von Klienten und Prozessbeteiligten weit auseinander liegen, mögliche Historien oder Konflikte noch schwebend sind oder es an Unterstützung durch Vorgesetzte und Verantwortliche mangelt.
Vertrauen wird mir als Arbeitgebervertreterin nicht vorbehaltlos geschenkt. Aber wie im Leben, zählt hier oft der erste Eindruck oder der „Flurfunk“ und am Ende unser aktives Handeln für den Klienten und die Ergebnisse im Prozess. Im besten Fall schafft man eine „Win-win-Situation“.
Was motiviert Dich an Deinem Tätigkeitsbereich?
J. K.: Mitarbeitende in einer schwierigen Zeit, z. B. nach einer langen Krankheit, zu unterstützen, ist mir persönlich ein großes Anliegen und ich empfinde es als eine sehr sinnstiftende Aufgabe. Ich freue mich, wenn dieses Angebot bei Bedarf in Anspruch genommen wird.
Aus dem Feedback der Klientinnen und Klienten, die ein BEM durchlaufen, entwickeln wir uns als BEM-Team ständig weiter und lernen immer wieder Neues dazu. Das ist unsere Motivation.
Du hast ja ursprünglich im Kunst- und Medienbereich gearbeitet. Was hat Dich dazu bewogen, ins Gesundheitswesen zu wechseln?
J. K.: Für mich und meine Familie war eine schwierige Pflegesituation der Eltern Anlass für einen Ortswechsel – erst nach Österreich, dann nach München, um nah dran zu sein und unterstützen zu können.
Meine ausgeprägte Neugierde war dann auch Anlass, einen Branchenwechsel zu vollziehen. Das Gesundheitswesen bietet mir viel Gestaltungsspielraum und neue Erfahrungen. Ich habe die Möglichkeit, Neues zu erproben und gemeinsam mit den Menschen zu gestalten.
Was schätzt Du besonders an kbo?
J. K.: Es zeichnet kbo wirklich aus, dass Mitarbeitende in schwierigen Lebenssituationen Unterstützung durch ihren Arbeitgeber bekommen.
Handlungsspielraum und Entwicklungsmöglichkeiten sind in meiner Funktion essenziell, da sich im Klinikbereich die Prozesse permanent verändern. Beides wird mir bei kbo geboten und ich nutze es natürlich gerne, um am Ball zu bleiben.