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Heidi Damböck, Pflegedirektorin der kbo-Lech-Mangfall-Kliniken

„Der Teamgedanke spielt bei uns eine sehr zentrale Rolle."

Zusammenfassung: Interessiert an einer Arbeit als Pflegekraft in der Psychiatrie? Pflegedirektorin Heidi Damböck spricht über den Berufsalltag, Herausforderungen und Entwicklungsmöglichkeiten.

Von Barbara Falkenberg am

Themen:

Zeit für eine vertrauensvolle Beziehung zu Patientinnen und Patienten, flache Hierarchien im mutiprofessionellen Team und abwechslungsreiche Aufgaben – das macht für Heidi Damböck die Arbeit in der Pflege innerhalb der Psychiatrie aus. Heidi Damböck ist Pflegedirektorin der kbo-Lech-Mangfall-Kliniken und ist mit ihrer langjährigen Arbeitserfahrung die richtige Adresse für alle Fragen rund um die Mitarbeit als Pflegekraft bei kbo.

Frau Damböck, Sie sind Pflegedirektorin in der kbo-Lech-Mangfall-Kliniken gGmbH, die in Garmisch-Partenkirchen, Peißenberg, Agatharied, Landsberg am Lech und künftig auch in Weilheim und Wolfratshausen Kliniken für Psychiatrie, Neuropsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik betreibt. Was ist für die Pflegenden in einer psychiatrischen Klinik anders als in einem somatischen Krankenhaus?

Wer in der Pflege in der Psychiatrie beschäftigt ist, weiß, wie abwechslungsreich und interessant die Aufgaben hier sind. Wir bieten in unseren Fachkliniken ein breit gefächertes Spektrum an Therapiemöglichkeiten. In Einzel- oder diversen Gruppentherapien wie Kunst-, Bewegungs- oder Beschäftigungsgruppen behandeln und betreuen wir unsere Patienten mit den unterschiedlichsten psychiatrischen Störungsbildern, wobei jedem einzelnen Patienten eine pflegerische Bezugsperson zugeteilt ist. Ein multiprofessionelles, interdisziplinäres Team aus Ärzten, Psychologen, Therapeuten und eben der Pflege arbeitet Hand in Hand, da gibt es immer wieder Schnittstellen und ein reger Austausch untereinander kommt jedem einzelnen Patienten zugute.

Aber auch Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern …

Genau, jeder ist eingebunden und Teil eines eng verzahnten Behandlungs- und Betreuungsteams. Wenn man sich auf diese Weise mit einbringt, indem man über die eigenen Tellerränder hinausschauen kann, bringt das, so empfinden es unsere Mitarbeitenden, viel Freude. Ein weiterer, wichtiger Punkt ist, dass sie ausreichend Zeit für jeden einzelnen ihrer Patienten haben, so dass sie nach und nach eine persönliche Beziehung aufbauen können. Das gelingt umso mehr, als dass es einige Patienten gibt, die über viele Jahre immer wieder in unsere Kliniken – ob stationär, ambulant oder in unseren Tageskliniken- kommen, um sich helfen zu lassen. Somit besteht die Möglichkeit, über lange Zeiträume eine intensive und tragfähige persönliche Beziehung aufzubauen. Da entsteht dann eine Basis, die Vertrauen schafft. Jeder Mensch, jeder Patient ist einzigartig und insofern gibt es auch keine Wiederholungen, das macht diesen Job besonders spannend, zuweilen herausfordernd, aber in jedem Fall überaus befriedigend. 

Auch, weil jeder Pflegende auf diese Weise aktiv zum Heilungsprozess der Patienten beitragen kann?

Ja, unsere Patienten berichten immer wieder, wie wichtig ihnen gerade auch dieses Vertrauensverhältnis zu unseren pflegenden Mitarbeitern ist, wie viel Kraft und Mut sie aus der persönlichen Beziehung schöpfen, aus der professionellen, aber vor allem auch respekt- und liebevollen Behandlung. Sie fühlen sich in den kbo-Lech-Mangfall-Kliniken gut aufgehoben, nicht zuletzt auch, weil sie in ihrer Einzigartigkeit wahrgenommen und behandelt werden.

Insofern trägt jeder aus dem multiprofessionellen Team zum Behandlungserfolg bei …

In der Tat ist jeder im Team gleich wichtig, es gibt keine starren Hierarchien. Wenn neue Kollegen ins Team kommen, werden sie von allen unterstützt. Der Teamgedanke spielt bei uns eine sehr zentrale Rolle. Und wer beispielsweise hier in Garmisch-Partenkirchen arbeiten darf, der hat auch gleich ein Freizeitparadies vor der Haustür, eine einmalig schöne Landschaft lockt mit Wander-, Ski-, Radeltouren und anderen sportlichen Aktivitäten. Diese enorme Lebensqualität ist ein toller Ausgleich zum Berufsalltag, der von unseren Mitarbeitenden dementsprechend geschätzt wird.

Frau Damböck, Sie sind seit Jahrzehnten in der Psychiatrie tätig, was war und ist für Sie persönlich denn das Wichtigste an Ihrer Aufgabe?

Mich hat meine Tätigkeit persönlich wachsen lassen, beruflich und privat. Die zahlreichen ganz unterschiedlichen Kontakte zu Kollegen und zu Patienten habe ich immer als sehr bereichernd erlebt – und das hat sich bis heute nicht geändert.

Welche Voraussetzungen neben der fachlichen Qualifikation sollten Pflegende denn mitbringen?

Ein allgemeines Interesse an den Menschen und Einfühlungsvermögen sind die grundsätzlichen Voraussetzungen, wenn man in diesem Beruf erfolgreich sein möchte. Nur so kann eine vorurteilsfreie Begegnung unabhängig von dem jeweiligen Krankheitsbild der Patienten erfolgen. Man muss auch gut zuhören und sich selbst auch mal zurücknehmen können. Die Probleme und die Äußerungen des Patienten ernst nehmen und auch seine Ängste, ist sicherlich auch wesentlich. Und nicht zuletzt eine eigene Resilienz und Belastbarkeit, ein gutes Selbstwertgefühl, das einen dazu befähigt, mit den kleineren oder auch größeren Misserfolgen klarzukommen, denn gerade in der Behandlung von psychisch kranken Menschen läuft nicht immer alles so, wie man es sich selbst vorstellt oder wünscht.

Sie arbeiten seit Jahrzehnten in diesem Bereich, was hat sich denn im Laufe der Jahre geändert?

Heute steht die Behandlung auf Augenhöhe im Mittelpunkt, die Wünsche und Vorstellungen der Patienten werden viel mehr berücksichtigt als früher. Der Patient wird so angenommen, wie er ist – mit allen möglichen Eigenheiten, die er mitbringen mag. Und er wird vor allem ernst genommen. Das ist eine sehr schöne Entwicklung, die da stattgefunden hat, weg vom Arbeiten hinter verschlossenen Türen hin zu offenen Stationen. Alle hell und freundlich gestaltet, mit hochmoderner Ausrüstung und Aufenthaltsmöglichkeiten im Freien in wunderschön angelegten Klinik-Gärten.

Es besteht ja auch ein viel engerer Austausch mit der Öffentlichkeit?

Richtig, wir bieten Tage der Offenen Tür an, es bestehen Kooperationen mit somatischen Klinikum Garmisch-Partenkirchen, Volkshochschulen, Schulamt und hier in Garmisch-Partenkirchen auch mit der Zugspitzregion plus. Wir möchten auf diese Weise und mit aktiver Öffentlichkeitsarbeit auf unsere Angebote hinweisen und Aufklärungsarbeit leisten, dass psychische Erkrankungen genauso gut zu behandeln sind wie ein Beinbruch und dass es in unseren Kliniken neben der stationären Behandlung viele niederschwellige Therapieangebote in ambulanter Form oder in unseren Tageskliniken gibt.

Sie möchten der Stigmatisierung entgegenwirken?

Das ist ein ganz wichtiges Ziel, ja, denn noch immer haben einige Leute Vorurteile, die dazu führen, dass sie sich gar nicht oder erst spät Hilfe holen, wenn es ihnen psychisch nicht gut geht. Aber wir haben durchaus schon viel erreicht, heute geht man mit Krisen viel offener um als noch vor Jahren und – womit wir wieder bei unseren pflegenden Mitarbeitenden wären – die psychiatrische Pflege erfährt heute mindestens dieselbe Anerkennung wie die somatische Pflege, das war früher auch nicht so.

Fort- und Weiterbildungsangebote haben in der kbo-Lech-Mangfall-Klinik Garmisch-Partenkirchen aber auch in den anderen kbo-Lech-Mangfall-Kliniken von jeher einen hohen Stellenwert?

Wir bieten beispielsweise Fachweiterbildungen für Psychiatrie oder zum Trauma-, Ohrakupunktur-, zum DBT- (Dialektisch-Behaviorale Therapie) oder zum Aroma-Therapeuten an. Jeder kann sich zusätzliches Wissen aneignen und so den eigenen Wirkungskreis erweitern. Und auch die familienfreundlichen Arbeitszeiten und flexible Arbeitszeitmodelle, vor allem im ambulanten und teilstationären Bereich in unseren Tageskliniken, kommen bei unseren Mitarbeitenden sehr gut an.

Wo steht die Pflege der kbo-Lech-Mangfall-Kliniken in Sachen Digitalisierung?

Der Behandlungs- und Pflegeprozess wird digital in ein Krankenhaus-Informationssystem eingepflegt, auch die Dienstplangestaltung erfolgt bei uns digital. Durch die genaue Dokumentation ist die so wichtige Transparenz gewährleitet.
Insofern kann es nicht schaden, wenn unsere Mitarbeitende im Bereich IT/EDV ein wenig kundig sind oder zumindest offen, hier noch dazu zu lernen.

Wenn sich jemand für die Arbeit in der Pflege in einer Ihrer Kliniken interessiert ...

Ist er herzlich willkommen, sich an Schnuppertagen einmal bei uns umzuschauen. Jüngere Menschen können auch im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres Einblick in die Tagesabläufe im pflegerischen Bereich einer psychiatrischen Klinik erhalten. Corona-bedingt bieten wir derzeit leider keinen Tage der Offenen Tür an, aber jeder Interessent kann sich gern direkt an mich wenden, meine Kontaktdaten stehen auf der Homepage: www.kbo-lmk.de.

Frau Damböck, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

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