5 Jahre kbo-Klinik Fürstenfeldbruck und Dachau – Mitarbeitende berichten
Zusammenfassung: Anfang Oktober 2016 wurde die neu gebaute kbo-Klinik in Fürstenfeldbruck in Betrieb genommen. Das ist jetzt fünf Jahre her. Das fünfjährige Jubiläum der Klinik haben wir zum Anlass genommen, um mit verschiedenen Mitarbeitenden zu sprechen und gemeinsam mit ihnen das Arbeiten und die Entwicklung in Fürstenfeldbruck zu reflektieren.
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Mit der kbo-Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie und ihrer Tagesklinik und Ambulanz in Dachau übernimmt die kbo-Klinik Fürstenfeldbruck verbindlich die psychiatrische Vor-Ort-Behandlung der Bürgerinnen und Bürger aus den Landkreisen Fürstenfeldbruck und Dachau.
Das Behandlungsangebot besteht aus vier Akuteinheiten mit integrierten teilstationären und ambulanten Behandlungsstrukturen sowie aus zwei Tageskliniken (Fürstenfeldbruck und Dachau) und zwei Institutsambulanzen.
Ich wollte die Facharztausbildung Allgemeinmedizin machen und habe mich in internistischen Abteilungen beworben. Dann gab es da auch diese Stellenanzeige für die Psychiatrie; das Ende der Bewerbungsfrist war der nächste Tag! Weil es auf dem Postweg zu lange gedauert hätte, habe ich die Unterlagen persönlich vorbeigebracht und war total erstaunt über die Atmosphäre des Hauses. Dann ging alles ganz schnell: ein paar Tage später das Vorstellungsgespräch, kurz darauf die Hospitation und schon wurde ich Teil des Teams.
Schon als Bewerber wurde mir mit den Werten der kbo-Klinik Fürstenfeldbruck begegnet, vor allem Offenheit, Miteinander und Wertschätzung. Ich habe mich hier sofort wohlgefühlt und konnte gar nicht anders als zuzusagen! Ich habe diese Entscheidung nie bereut. Dass ich nach drei Jahren noch immer hier arbeite, obwohl ich ursprünglich nur ein Jahr lang Psychiatrie-Luft schnuppern wollte, zeigt dies eindrücklich. Ich finde, wir begegnen den Patientinnen und Patienten hier auf Augenhöhe und mit sehr viel Engagement und das leben wir in der Belegschaft auch untereinander. Das ist manchmal anstrengend, in den allermeisten Fällen aber ist es erfüllend und macht Spaß. Ich schätze an Fürstenfeldbruck sehr, dass sich fast alles auf dem „kurzen Dienstweg“ klären lässt, wir immer wieder auch pragmatische Lösungen am üblichen Vorgehen im Gesundheitssystem vorbei finden. Auch ist es schön, Patientinnen und Patienten im Rahmen der integrierten Versorgungsmodelle nicht nur in der akuten Erkrankungsphase zu erleben, sondern auch in gebessertem oder gar gesundem Zustand in der ambulanten Weiterbehandlung. Ich denke, für viele Menschen ist die kbo-Klinik Fürstenfeldbruck ein Ort geworden, an den sie sich ohne Angst wenden können, wenn sie in Not geraten. Das leistet einen wichtigen Beitrag zur Entstigmatisierung der psychiatrischen Versorgung. Ich bin immer wieder stolz, wenn Patientinnen und Patienten zum ersten Mal zu uns in eine psychiatrische Klinik kommen und sich ganz erstaunt darüber äußern, dass sie es sich nicht so schön und angenehm vorgestellt hätten.
2017 habe ich mich aufgrund eigener Krisenerfahrung beruflich umorientiert und begonnen, eine Qualifizierung zur Ex-In-Genesungsbegleiterin, einer Erfahrungsexpertin, zu durchlaufen. Dazu gehört auch ein mehrwöchiges Praktikum. Susanne Menzel, die innerhalb des kbo-Isar-Amper-Klinikums mit federführend für uns Ex-In-Genesungsbegleiterinnen und -begleiter zuständig ist, hat mich in der kbo-Klinik Fürstenfeldbruck für das Praktikum vorsprechen lassen. Nach dem Praktikum war für mich klar, dass ich gerne auf der Einheit Krise & Psychotherapie weiterarbeiten möchte. Seit Oktober 2018 bin ich als Ex-In-Genesungsbegleiterin fester Bestandteil des multiprofessionellen Teams.
Die Klinik ist für mich, und das sage ich auch als Psychiatrieerfahrene, ein Aushängeschild für moderne und menschliche Psychiatrie. Hier arbeiten engagierte und empathische Menschen mit großer Expertise und viel Herzblut daran, Menschen mit ihren individuellen Leidensgeschichten vor dem Abgrund zu bewahren und ihnen wieder auf die Beine zu helfen. Ich habe, als selber Betroffene, hohen Respekt vor der Arbeit meiner Kolleginnen und Kollegen.
Die Klinik überrascht vermutlich in ihrer gesamten geschmackvollen und gelungenen Konzeption alle Erstbesucherinnen und Erstbesucher, weil sie so gar nicht in das gängige Bild von Psychiatrie hineinpassen mag. Der singuläre Mensch steht im Mittelpunkt, um den sich das multiprofessionelle Team gruppiert. Die Zusammenarbeit der verschiedenen Berufsgruppen verläuft sehr wertschätzend-austauschend, die Hierarchien werden dabei sehr flach gehalten, was eine offene Kommunikation befördert. Ein weiterer wichtiger Punkt: Kein Stillstand in der Methodik und Expertise moderner Psychiatrie. Ziel ist, sich beständig weiterzuentwickeln und zu verbessern, um eine Psychiatrie zu gewährleisten, in der Würde und Selbstbestimmung des Menschen im Mittelpunkt stehen.
Als Reinigungskraft bewarb ich mich in der kbo-Klinik Fürstenfeldbruck, weil ich eine neue Herausforderung suchte. Ich empfinde es hier als eine sehr familiäre Atmosphäre und meine Kollegen sind wie meine Familie. Die Klinik ist für mich sehr überschaubar und jeder kennt jeden. Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich die Räumlichkeiten noch vergrößern und weniger Lagermöglichkeiten zur Verfügung stellen.
Ich war auf der Suche nach einer neuen interessanten Aufgabe, einem spannenden vielseitigen Arbeitsfeld und hatte schon Erfahrung in der Arbeit mit Frauen mit psychischen Erkrankungen. Nachdem ich die Stellenanzeige für eine Sozialpädagogin auf der Krisenstation in der kbo-Klinik Fürstenfeldbruck entdeckt hatte und die Stelle auch noch in meiner Wohnortnähe war, habe ich mich beworben. Das Konzept und der innovative Ansatz, sowie die Möglichkeit, in einem multiprofessionellen Team zu arbeiten, überzeugten mich. Beim Vorstellungsgespräch war ich dann sehr angetan von den schönen hellen Räumlichkeiten in einem atmosphärischen, übersichtlichen Haus und dem netten Team.
Ich fühle mich hier wohl und arbeite sehr gerne hier, auch wenn es häufig ziemlich arbeitsintensiv werden kann. Ich erlebe ein unterstützendes und sehr wertschätzendes Klima bei flachen Hierarchien in einem motivierten, offenen und sehr netten Team. Es gibt ein „Wir“-Gefühl. Meine Stelle hier hat Entwicklungspotenzial und es wird nie langweilig. Das Konzept wird auch gelebt und es wird konsequent daran gearbeitet aktuell zum Beispiel an der Safewardseinführung. Das Haus hat offene Türen, wir sind hier aber auch offen für individuelle Lebensmodelle und für unterschiedliche Problemlagen. Wir sind den Patientinnen und Patienten auf professionelle Art nah.
Ich fand und finde es sehr interessant und spannend, Teil eines neuen Klinikums zu sein und meine Ideen miteinzubringen. Hier gibt es kein „Das haben wir schon immer so gemacht“, sondern ein „Was schlägst du vor“.
Mit Fürstenfeldbruck verbinde ich ein Haus, in welchem Menschen aller Art, ohne voreingenommen zu sein, den Umständen entsprechend die bestmögliche Behandlung bekommen. Die Beschränkung der technischen Möglichkeiten (fehlendes Labor, viel Diagnostik in der Kreisklinik) wird mit Empathie und Tatendrang durch die Mitarbeitenden ausgeglichen.
Als eine Stärke der Klinik empfinde ich, im wahrsten Sinne des Wortes, die kleinen Wege. Durch die flache Hierarchie fühle ich mich als Mitarbeiter auf Augenhöhe und wertgeschätzt. Mein persönlicher Antrieb, in die Arbeit zu gehen, ist deshalb nicht Druck, sondern Freude.
Als mich Hans Eittinger, der damalige Stationsleiter der ehemaligen 61BO und heutigen Akuteinheit Geronto in Fürstenfeldbruck, gefragt hat, ob ich als stellvertretende Stationsleitung mit nach Bruck gehen möchte, war mir die Tragweite dieser Entscheidung nicht ansatzweise bewusst. Die Vorstellung, eine Klinik neu zu eröffnen, ganz neue Maßstäbe zu setzen, etwas Neues mitzugestalten, klang reizvoll und weckte meine Neugierde. Dass ich mich unmittelbar danach in einem Vorstellungsgespräch in großer Runde wiederfand und gar nicht so recht wusste, was mir geschah, bringt mich heute noch zum Schmunzeln. Hans nahm mich überall mit hin, stellte mir alle Mitarbeitenden, jede Anlaufstelle, die mit dem Großprojekt Klinik Fürstenfeldbruck zu tun hatte, vor und ich bin ihm heute noch genauso dankbar wie damals. Als nicht Haarer Kind, wäre ich sonst wahrscheinlich häufig in Sackgassen gelandet.
Meine berufliche Entwicklung ist unmittelbar mit Fürstenfeldbruck verbunden und ich möchte die Gelegenheit nutzen, mich hierfür bei all denen zu bedanken, die meinen Weg unterstützt und begleitet haben. Allen voran Christine Ernst–Geyer, Hans Eittinger und meine Kolleginnen und Kollegen der Einheit Geronto, ohne die schon der nächste Schritt zur pflegerischen Leitung nicht möglich gewesen wäre. Dass ich mittlerweile Pflegedienstleitung bin und zusammen mit Nicolay Marstrander die kbo-Klinik Fürstenfeldbruck mit Dachau leite, erfüllt mich mit viel Freude.
Die Klinik vereint Vieles, was mir in meiner Arbeit wichtig ist. Sie ist innovativ, wagt Neues, die Teams arbeiten multiprofessionell, auf Augenhöhe und miteinander. Der Umgang mit den Patienten und Patientinnen ist wertschätzend und es gibt nichts, was nicht versucht wird, um ihnen zu helfen. Alle können ihre Ideen mit einbringen und sind offen für neue Entwicklungen. Natürlich gibt es auch nicht so gute Zeiten, in denen nicht alles super und rund läuft. Aber, und das hat die Coronapandemie sehr deutlich gezeigt, wenn es darauf ankommt, besinnen sich alle wieder ihrer Stärken und des ursprünglichen Geistes dieser Klinik und packen an. Es gibt immer Mitarbeitende, die uns an unsere Werte erinnern. Manchmal nur durch eine beiläufig gestellte Frage, wann wir denn die Türen wieder aufmachen oder wieder von den Einheiten aus aufsuchend tätig sein können, die dann dazu führten, dass wir uns in der Leitungsklausur genau mit diesen Fragen beschäftigen.
Ich selbst habe die Entstehungs- und Entwicklungsphase anfangs gar nicht und später nur sekundär mitbekommen. Viele der pflegerischen Leitungen, die dabei waren, arbeiten heute noch in Fürstenfeldbruck und haben zusammen mit Irmi Breinbauer und Tina Bareither berichtet.
Gemeinsam haben sie sich an mehr als 100 Vorstellungsgespräche erinnert, von denen keins dem anderen glich und viele lustige Situationen entstanden sind. An die Werbekampagne mit den großen Plakaten an öffentlichen Plätzen, die dazu geführt haben, dass sich viele aus reiner Neugierde beworben haben. Kathleen Krebs (SL P1) erzählte von den Reisen zu verschiedenen Klinken, um sich deren Konzepte anzusehen und dass hieraus die Idee der Werte für die kbo-Klinik Fürstenfeldbruck entstanden ist. Claudia Hübner (SL Krise) und Simon Schweickardt (SL P2) haben sich an die unzähligen Sitzungen und Bau-Jour fixe Termine erinnert und an den damit verbundenen Bestellwahnsinn.
„Alle haben von Anfang an zusammengehalten, jeder hat geholfen. Das war immer miteinander“, waren die ersten Gedanken, die Wenke Erichsen (Teamleitung Ambulanz, Belegmanagement und Abwesenheitsvertretung PDL) durch den Kopf gegangen sind.
Besonders an die Einführungstage im Kloster Fürstenfeldbruck erinnern sich alle mit Freude zurück. Es bot eine wunderbare Möglichkeit, gemeinsam zu starten. Die neuen und teils aus der Klinik Süd.West übernommenen Ideen konnten direkt vermittelt und umgesetzt werden und mussten nicht mühsam erarbeitet werden.
Heute gibt es in Fürstenfeldbruck keine Mitarbeitenden, die nicht bereits im Vorstellungsgespräch von unseren Werten und was diese für uns bedeuten, erfahren. Andere Erinnerungen drehten sich um die ersten Wochen in der neuen Klinik. Den Einzug auf der Baustelle, ohne Empfangstresen, ohne Kleiderschränke, teils ohne Türen. Tom Lukoschek (SL TKL und Ambulanz Dachau) berichtete von den Feuertreppen, mit denen es mehrfach Probleme gab und dass letztendlich die Eröffnung der kbo-Tagesklinik in Dachau ein Jahr später als geplant erfolgte. Sonja Fabel (sSL Geronto) erinnerte sich daran, dass es zu Beginn mehr Mitarbeitende als Patientinnen und Patienten auf den Einheiten gab, weil der erste Stock noch nicht geöffnet hatte. Und dann natürlich die Weiterentwicklung. Ein Jahr später die ersten Resonanzen in den Coachinggesprächen mit Irmi Breinbauer und das Gefühl, wirklich etwas geschaffen zu haben. „So viele positive und großartige Rückmeldungen … das war ein Meilenstein.“ Aber auch Erinnerungen an konzeptionelle Anpassungen auf den Einheiten, weil die ursprünglichen Vorstellungen, nicht passten.
Ich war damals noch in Ausbildung zur Psychologischen Psychotherapeutin und auf der Suche nach einer PIA-Stelle. Eine Freundin hatte mir vom Tag der offenen Tür erzählt. Ich war von der Atmosphäre und den netten Begegnungen mit den Mitarbeitenden so angetan, dass ich mich bewarb und ein Jahr später mein Praktikum beginnen konnte. Zwei Monate später wurde meine jetzige Stelle frei. Das ist jetzt 12 Jahre her.
Für mich ist die Klinik ein Fixpunkt für die Versorgung der Patientinnen und Patienten im Landkreis. Wir begleiten Patientinnen und Patienten über lange Zeit bei ihren Schritten, die sie auf ihrem Weg mit der Erkrankung bewältigen müssen. Ganz klar ist, dass die Persönlichkeiten aller Kolleginnen und Kollegen, die hier arbeiten, sich weit mehr als nur fachlich engagieren. Gerade in der Patientenarbeit hängt viel an einem selbst, wie man mit den Impulsen umgeht, die jemand in uns auslöst, und wie wir darauf reagieren. Bei meinen direkten Kolleginnen und Kollegen erlebe ich viel wohlwollendes und authentisches Verhalten gegenüber unseren Patientinnen und Patienten, was diese sehr zu schätzen wissen.