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Abgebildet ist Sabine Brüchmann, die seit knapp drei Jahrzehnten am kbo-Isar-Amper-Klinikum arbeitet.

Sabine Brüchmann – von der Pflegevorschule auf dem Weg zum Master-Abschluss

Zusammenfassung: Seit knapp 30 Jahren arbeitet Sabine Brüchmann am kbo-Isar-Amper-Klinikum, aktuell im Zentrum für Altersmedizin und Entwicklungsstörungen als fachliche Beratung (Pflege).

Von Monika Dreher am

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Seit knapp drei Jahrzehnten arbeitet Sabine Brüchmann am kbo-Isar-Amper-Klinikum. Weil sie in dieser Zeit über mehrere Jahre hinweg den Vorsitz des Betriebsrates innehatte, kennen und schätzen viele Sabine Brüchmann auch außerhalb ihrer Berufsgruppe, der Pflege. Aktuell arbeitet sie im Zentrum für Altersmedizin und Entwicklungsstörungen als fachliche Beratung für die Pflege. 

Angefangen hat Sabine Brüchmann mit 16 1/2 Jahren am 01. September 1991 in der Pflegevorschule. „Meine Mama arbeitete im Altenheim. In den Ferien habe ich in der Küche dort gejobbt und das hat mir gefallen.“ Auf einem Berufsinformationsabend wurde dann die Haarer Pflegevorschule vorgestellt. Mit der zweijährigen Pflegevorschule qualifizierten sich die Schülerinnen und Schüler für die dreijährige Ausbildung zur Krankenschwester bzw. zum Krankenpfleger. Alle Auszubildenden der Pflegevorschule waren damals im Internat in Haus 55 in Haar untergebracht. Auch Sabine Brüchmann, die aus Neuperlach stammt. „Drei Stockwerke mit 15- bis 17-jährigen Jugendlichen. Man kann sich vorstellen, was da los war“, erinnert sich Sabine Brüchmann und lächelt dabei in sich hinein. „Das war eine sehr familiäre Atmosphäre. Schade, dass es dieses Angebot nicht mehr gibt.“

Wichtige Karriereschritte in Zeiten des Umbruchs

Sabine Brüchmann beendete die Pflegevorschule erfolgreich und begann direkt im Anschluss ihre dreijährige Ausbildung zur Krankenschwester. Sie verließ das Internat und zog ins Wohnheim ins Haus 50. „Noch in der Probezeit wurde ich dann schwanger, eine typische Haarer Romanze eben“, lacht sie. Bei der Kinderbetreuung wird sie von ihrer Mutter unterstützt. „Sonst wäre es nicht zu schaffen gewesen, weil wir nur wenige Fehltage haben durften.“ Das hieß, kurze Zeit nach der Geburt war Sabine Brüchmann wieder voll im Einsatz und so sollte es dann auch weitergehen.

„Als ich 1996 mit meiner dreijährigen Ausbildung fertig war, herrschte Pflegenotstand.“ Sabine Brüchmann konnte sich aussuchen, wo sie anfing, und sie entschied sich für die Gerontopsychiatrie II, konkret die Station 61 AO. Ein Jahr später zog die Station nach 61 DE, einer frisch renovierten Station im komplett umgebauten D-Trakt um. Statt in einem großen Bettensaals waren die Patientinnen und Patienten nun erstmals in abgeschlossenen 2- und 3-Bettzimmern mit eigenen Bädern untergebracht. „Das war ein großer Umbruch damals, vom Saalbau zur Zimmerpflege. Alle fragten sich, wie soll das funktionieren, wenn man die Patienten künftig nicht mehr immer im Blick hat?“ 

Als kurze Zeit ein weiteres Novum – eine offene gerontopsychiatrische Station auf 61 DO – eröffnet wurde, entschied sich Sabine Brüchmann, dorthin zu wechseln. Da die Auslastung nicht so hoch wie erwartet war, wurde die Station nach zwei Jahren geschlossen und für Sabine Brüchmann ging es nach 61 BO. „Dort blieb ich und bin mit der Station 2016 nach Fürstenfeldbruck gezogen, um den Umzug und Aufbau der Gerontopsychiatrie dort mitzugestalten.“ 

15 erfolgreiche Jahre im Betriebsrat

Darüber hinaus ergab sich ab 2002 ein neues Aufgabengebiet. Sabine Brüchmann engagierte sich im Betriebsrat. „Das passierte zunächst eher zufällig“, erzählt sie. Ihr Kollege Burkhard Judaschke habe sie zu einer Grillfeier eingeladen. „Ich dachte, es handle sich um eine private Feier, dabei waren es die Vertrauensleute, die sich getroffen haben.“ 

Erste Kontakte waren damit geknüpft und kurze Zeit später entschloss sie sich, für Verdi zu kandidieren. Mit Erfolg. Noch 2002 wurde sie in den Betriebsrat gewählt. Zunächst arbeitete sie im Gremium mit und übernahm 2006 nach ihrer erneuten Wahl den Vorsitz. Elf Jahre setzte sie sich mit viel Tatkraft und großem Engagement für die Belange ihrer Kolleginnen und Kollegen ein, bevor sie das Amt am 30. September 2017 für viele überraschend niederlegte. 

Weiterbildungen, berufsbegleitendes Studium und Rückkehr zur Gerontopsychiatrie

Sabine Brüchmann kehrte dem Betriebsrat den Rücken und meldete sich in der Gerontopsychiatrie zurück. „Die Pflegedienstleitung Gitti Wermuth meinte, dass ich ihr jetzt so viele Jahre erzählt habe, was man besser machen kann. Das würde sie jetzt gerne mal sehen.“ Ihr neuer Einsatzort im Oktober 2017 war die Station 61 DE. „Das ist schon kurios. 20 Jahre später war ich also genau auf der Station, wo ich 1997 angefangen habe.“ Im Dezember 2017 ist sie dann mit der 61 DE nach 56 B4 gezogen. 

„Gleichzeitig steckte ich zu dem Zeitpunkt schon mitten im Studium.“ Bereits 2016 entschloss sie sich, berufsbegleitend Psychiatrische Pflege in Bielefeld zu studieren. „Genau 20 Jahre nach meinem Staatsexamen als Krankenschwester.“ Sich weiterzuentwickeln, sich weiterzubilden, lag ihr immer am Herzen. Bereits kurz nach der Ausbildung qualifizierte sie sich zur Praxisanleiterin. 2003 folgte die Fachweiterbildung und 2014 absolvierte sie eine Palliativ-Care-Weiterbildung. Im Oktober 2019 schloss sie ihr Bachelor-Studium erfolgreich ab. Und es soll so weitergehen. „Demnächst will ich Mental Health studieren und meinen Master-Abschluss machen.“ 

Viel Empathie und Leidenschaft für die Arbeit mit Patientinnen und Patienten

Im Zentrum für Altersmedizin und Entwicklungsstörungen hat Sabine Brüchmann inzwischen eine Projektstelle übernommen. „Ich bin jetzt nicht mehr fest auf einer Station, sondern hospitiere auf verschiedenen Stationen, um zu sehen, was umgesetzt werden kann.“ Derzeit begleitet sie die stellvertretenden Stationsleitungen am Zentrum für Altersmedizin und Entwicklungsstörungen. Diese sollen künftig einen eigenen Kompetenzbereich bekommen und für die fachliche Kompetenz auf der Station verantwortlich sein. Auch Themen wie die neue Beschilderung der Zimmer für ein besseres Zurechtfinden der Patienten stehen auf ihrer Agenda. „Nein, das ist kein Dekowahn der Pflege“, rückt sie lachend zurecht. „So etwas nennen wir demenzsensible Milieugestaltung.“

In ihrer Freizeit schätzt Sabine Brüchmann ein gutes Buch, leckeres Essen oder sie macht sich auf den Weg, eine neue Bar zu erkunden. Ganz oben auf der Liste stehen die Krimis von Agatha Christie und die alten Verfilmungen. Ihre Familie ist ihr sehr wichtig. Daher war die Freude groß, als sich ihr Sohn entschloss, bei uns zu arbeiten anzufangen. „Am 01. September 2020 hat er hier angefangen, genau 29 Jahre nach mir.“ 

Man merkt ihr immer wieder an, dass sie gerne in Haar arbeitet. Und, dass sie gerne in der Pflege arbeitet. Trotz ihres Engagements im Betriebsrat hat sie immer 25 Prozent auf Station gearbeitet. „Ich habe das gebraucht, um für mich das Gefühl zu haben, geerdet zu sein.“  Heute arbeitet sie neben den Stationshospitationen am Wochenende, an Feiertagen oder nachts in der Aufnahme. „Mir machen meine Projekte richtig Spaß, aber ich will auch nach wie vor direkt mit Patientinnen und Patienten arbeiten“, erklärt sie mit Nachdruck.