Ein Rückblick auf zehn Jahre Betriebszugehörigkeit
Zusammenfassung: Privatdozent Dr. Florian Seemüller ist stellvertretender Ärztlicher Direktor der kbo-Lech-Mangfall-Kliniken und Chefarzt der Standorte Garmisch-Partenkirchen, Peißenberg und Murnau. Im Interview blickt er auf seine 10-jährige Betriebszugehörigkeit zurück und spricht über die Dinge, die sich in einem Jahrzehnt verändert und entwickelt haben.
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Herzlichen Glückwunsch zum zehnjährigen Dienstjubiläum, Herr Dr. Seemüller. Erzählen Sie uns über Ihren Weg zu den kbo-Lech-Mangfall-Kliniken?
Priv.-Doz. Dr. Florian Seemüller – F. S.: Vielen Dank, die Jahre sind wie im Fluge vergangen.
Meine Großmutter war die erste weibliche Kreisrätin in Garmisch-Partenkirchen in der Nachkriegszeit und hat sich sehr im Ort engagiert. Meine Mutter ist in St. Irmengard zur Schule gegangen. Nachdem sie meinen Vater, gebürtiger Münchner, geheiratet hat, lebten sie zunächst ein paar Jahre in Berlin, wo ich dann geboren wurde. Allerdings haben die Familie und die Sehnsucht nach den Bergen sie nach kurzer Zeit wieder nach München und Garmisch-Partenkirchen gezogen.
Wir waren immer mit einem Fuß in Garmisch, sei es zum Skifahren, Bergwandern oder Freunde und Familie treffen. Ich habe viele schöne Erinnerungen an diesen Ort, der fortan eine hohe Attraktivität für mich hatte. Auch beruflich hatte ich schon immer die Klinik Garmisch-Partenkirchen im Auge. Als die Chefarzt-Stelle der kbo-Lech-Mangfall-Kliniken im Jahr 2014 neu zu besetzen war, war es Zeit, mich zu bewerben.
Es war tatsächlich die einzige Bewerbung, die ich in meinem Leben geschrieben habe und ich freue mich immer noch, dass es funktioniert hat.
Erinnern Sie sich noch an das Bewerbungsgespräch?
F. S.: Ja, klar! Besonders auch an den ersten Rundgang durch die Klinik, die mich sogleich mit ihrer warmen, offenen und herzlichen Atmosphäre beeindruckt und überzeugt hat. Damals gab es auf drei Stationen 80 Betten und einer meiner Verhandlungspunkte war die Erweiterung der Klinik um 20 auf insgesamt 100 Betten.
Ich setzte mich für eine Komplettsanierung ein und dazu kamen noch ein Anbau und drei Wasserschäden. Das hat uns in der Tat in den ersten Jahren meiner Tätigkeit ziemlich beschäftigt. Aber der Einsatz hat sich gelohnt. Heute erstrahlen die Räume in hellem Licht und schönen Farben und bestechen mit einer wohnlichen Atmosphäre, die Patienteninnen und Patienten und Mitarbeitenden gleichermaßen guttut.
Ein weiterer Meilenstein in den zehn Jahren war im Jahr 2016 die Ernennung der kbo-Lech-Mangfall-Klinik Garmisch-Partenkirchen zum Akademischen Lehrkrankenhaus der Technischen Universität München.
F. S.: Genau, das war natürlich ein wichtiger, wegweisender Schritt hin zur Möglichkeit der klinischen Ausbildung in Psychiatrie und Psychotherapie in allen Abschnitten im Rahmen des Medizinstudiums. Mein Vorgänger Dr. Josef Scherer hatte hier mit dem Blockpraktikum schon wichtige Vorarbeit geleistet.
Ein wenig stolz bin ich heute auf die vielen exzellenten Bewertungen der Studenten, die bei uns ihr Praktisches Jahr absolvieren. Diese wissen die hervorragenden Weiterbildungsmöglichkeiten verbunden mit einer familiären Atmosphäre und einmaligen Freizeitmöglichkeiten in schönster Umgebung hier bei uns sehr zu schätzen.
Welche weiteren Meilensteine innerhalb ihres Schaffens-Jahrzehnts – Sie sind ja auch Chefarzt in den kbo-Lech-Mangfall-Kliniken Peißenberg und Murnau – würden Sie noch nennen?
F. S.: Ein weiterer Fokus lag auf der Erweiterung des psychotherapeutischen Angebots. Das Team der Psychologinnen und Psychologen ist von drei auf zehn Mitarbeitende angewachsen und ich habe diesen so wichtigen Bereich gerade auch im Sinne von Prävention gestärkt und mehr verankert.
Zudem konnten wir mit Dr. Anna Beraldi eine hervorragende leitende Psychologin aus der Ludwig-Maximilians-Universität München ins Boot holen. Gemeinsam verbesserten wir neben der Etablierung einer neuropsychologischen Abteilung nicht nur die Diagnostik, sondern entwickelten auch die tiergestützte Therapie mit unseren Therapiehunden an den Standorten Garmisch-Partenkirchen und Peißenberg weiter. Und mit der Institutsambulanz in Murnau kam darüber hinaus noch ein ganz neuer Standort hinzu.
Damit wurde das Angebot für Patientinnen und Patienten erweitert und gleichzeitig die Ausbildungsmöglichkeiten für Mitarbeitende.
F. S.: Ganz genau. Wir sind stark im Unterrichten engagiert, was mich persönlich überaus freut, denn junge Menschen für die Fachdisziplin der Psychiatrie zu begeistern, liegt mir schon sehr am Herzen und bringt mir große Freude.
Nicht von ungefähr erhalten Sie immer wieder Lehr-Auszeichnungen. Zudem sind Sie in den zehn Jahren auch Privatdozent geworden und haben inzwischen schon so einige Fachärzte ausbilden können.
F. S.: Mich freut besonders, dass eine jüngst durchgeführte Umfrage unter unseren Zuweisern einen ausgezeichneten Ruf unserer Kliniken offengelegt hat. Wir lagen durchweg sowohl im lokalen als auch im überregionalen Umfeld über den Benchmarks.
Ein weiterer Meilenstein sind der Erhalt des Gütesiegels der Deutschen Gesellschaft für Bipolare Forschung (DGBS) und Ihre Berufung in den Vorstand dieser Fachgesellschaft.
F. S.: Die Auszeichnung ist für mich eine Wertschätzung und die Berufung in den Vorstand ermöglicht es mir, noch weitere Vorteile für die Betroffenen zu etablieren. Die bipolaren Erkrankungen sind in der Tat einer meiner Schwerpunkte. Da diese neben den Depressionen und den Suchterkrankungen zwei Drittel unserer Patientinnen und Patienten ausmachen, passt es auch hier sehr gut.
Am Standort Peißenberg haben Sie die stationsäquivalente Behandlung (StäB) etabliert. An wen richtet sich das Angebot?
F. S.: Dieses Angebot richtet sich an Patienten, die bis dato durchs Versorgungsraster gefallen sind. Ein leidenschaftliches Team unter der Leitung von Sabine Kühnel und Dr. Christian Bader steht mir hier zur Seite.
Und jüngst wurde die kbo-Tagesklinik Peißenberg um zehn auf insgesamt 30 Plätze erweitert. Zudem wurde vor eineinhalb Jahren die Psychiatrische Institutsambulanz (kurz: PIA) in Murnau als Außenstelle der PIA in Garmisch-Partenkirchen eröffnet.
F. S.: Ganz recht, damit haben wir insgesamt im vergangenen Jahrzehnt die tagesklinischen Plätze von 35 auf 50 erhöht. Unsere Tageskliniken arbeiten zunehmend als Akutkliniken und versorgen Patientinnen und Patienten, die direkt per Überweisung durch den Hausarzt kommen. So lassen sich vollstationäre Behandlungen reduzieren und die Betroffenen können zu Hause in ihrem gewohnten Umfeld übernachten.
Und mit der Ambulanz in Murnau schließen wir bei dem wachsenden Bedarf eine Versorgungslücke für Patienteninnen und Patienten, die eine multiprofessionelle Behandlung benötigen und für die eine Anfahrt nach Garmisch-Partenkirchen eine große Hürde darstellt.
In den zehn Jahren ist einiges passiert …
F. S.: Ja, das kann man schon sagen. Es ist Vieles vorangegangen.
Was mich insbesondere freut, ist die Erkenntnis, dass unsere kbo-Kliniken unter einer bezirklichen Trägerschaft viel bewirken können. Wir können hier auf universitärem Niveau Medizin ausüben und auch schwerst betroffenen Patientinnen und Patienten optimal helfen.
Darüber hinaus muss ich sagen, dass mich die Geschäftsführung der kbo-Lech-Mangfall-Kliniken immer sehr gefördert hat – insbesondere dann, wenn es darum ging, neue Konzepte einzuführen. Für das überaus großzügige Fortbildungsbudget für unsere Mitarbeitenden bin ich ebenfalls mehr als dankbar. Die Zusammenarbeit mit der derzeitigen Geschäftsführerin Katharina Kopiecny, genau wie mit ihrem Vorgänger Gerald Niedermeier, ist bzw. war sehr unterstützend und stets auf Augenhöhe.
Auch der Austausch mit meinem Chefarzt-Kollegen Prof. Dr. Michael Landgrebe von der kbo-Lech-Mangfall-Klinik Agatharied, der ebenfalls seit zehn Jahren an Bord ist, den jüngeren Mitgliedern des Direktoriums wie Priv.-Doz. Dr. Marion Ortner, Chefärztin in Landsberg, und Christina Kießling, unsere neue Pflegedirektorin, ist überaus erfreulich und gewinnbringend.
Es ist ein echtes Miteinander auf Augenhöhe, immer im Sinne des großen Ganzen – und unter Einhaltung der Wirtschaftlichkeit zur bestmöglichen Versorgung unserer Patientinnen und Patienten.
Also: auf die nächsten zehn Jahre?
Wenn alles so bleibt, bin ich dabei!
Ich komme jeden Tag gern zur Arbeit, was will man mehr?
Herr Dr. Seemüller, vielen Dank für das Gespräch.