Warum die Arbeit beim kbo-APP mehr als „nur“ ein Pflegejob ist
Zusammenfassung: Psychiatrische Pflege klingt für viele nach Klinikalltag und Schichtarbeit. Dass es auch ganz anders geht, zeigt Ute Wolf. Die Gesundheits- und Krankenpflegerin arbeitet seit fast zwei Jahren beim kbo-APP, dem Ambulanten Psychiatrischen Pflegedienst von kbo. Im Interview erzählt sie, wie sie eher zufällig zu dieser Tätigkeit kam und warum sie heute überzeugt ist: Diese Arbeit verbindet Fachlichkeit mit echter Lebensqualität.
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Ute, was ist unter „ambulant psychiatrischer Pflege“ genau zu verstehen?
Ute Wolf: Ambulante Psychiatrische Pflege heißt, dass wir Menschen mit psychischen Erkrankungen direkt in ihrem Alltag und vertrauten Umfeld betreuen. Wir unterstützen sie in herausfordernden Situationen wie bei Behördengängen, führen Expositionstrainings durch, halten Rücksprachen mit behandelnden Ärzten und arbeiten eng mit verschiedenen Einrichtungen zusammen und so weiter. Unser Ziel ist es, die Klientinnen und Klienten so weit zu stabilisieren, dass ein Klinikaufenthalt möglichst vermieden werden kann.
Was genau ist der Unterschied zu StäB, der stationsäquivalenten Behandlung, die ja auch zu Hause beim Patienten erfolgt?
Die ambulante psychiatrische Pflege ist wirklich rein pflegerisch. Wir arbeiten nur mit Pflegepersonal, kommen werktags und maximal einmal täglich für vier Monate – immer dieselbe Pflegekraft. Diese 1:1-Betreuung gibt viel Stabilität und Sicherheit im Alltag. Unser Angebot wird von Fachärzten oder Psychologen als Sondermaßnahme der Behandlungspflege verordnet. Grundpflege übernehmen wir nicht und verabreichen auch keine Medikamente, weil wir nicht mehrmals täglich oder am Wochenende kommen.
StäB ist dagegen eine Krankenhausbehandlung, eben nur zu Hause. Ein multiprofessionelles Team mit Ärzten, Pflegekräften, Psychologen, Sozialpädagogen und zum Teil auch Ergotherapeuten arbeitet im 2-Schichtsystem. Für nachts gibt es eine Rufbereitschaft. Eine feste Bezugspflege gibt es hier nicht, aber StäB ist ein wundervolles Angebot insbesondere für Menschen mit Kindern oder Angst-Patienten. Es schließt eine Lücke in der Versorgungslandschaft.
Wie bist Du zu dieser Arbeit gekommen?
Tatsächlich durch einen Zufall. Ich habe in der Tagesklinik in Gauting gearbeitet, als ich von einer Headhunterin angeschrieben wurde. Ich war gar nicht auf der Suche nach einer neuen Stelle und wollte eigentlich absagen, aber das Gespräch hat mich neugierig gemacht. Vor allem die Flexibilität, die ich dort in Aussicht hatte, hat mich sofort angesprochen. Ich habe hospitiert und dann war schnell klar: Das ist genau mein Ding.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Dir aus, wenn es den überhaupt gibt?
Ehrlich gesagt: Nein, den gibt es nicht wirklich. Jeder Tag sieht anders aus. Heute zum Beispiel habe ich um 9.30 Uhr begonnen. Meine erste Klientin heute war etwas unruhig und nervös, dann haben wir gemeinsam einen Spaziergang gemacht und dabei wichtige Themen besprochen. Danach war ich bei einer anderen Klientin mit Depressionen – auch dort sind wir gemeinsam draußen gewesen, weil Bewegung hilft. Bei meiner dritten Klientin gab es eher organisatorische Dinge zu erledigen und wir haben ein paar Telefonate geführt.
Alle Termine haben gemeinsam, dass ich sie individuell mit den Klienten abstimme, was die Dauer, Uhrzeit und Inhalte angeht. Manchmal arbeite ich zwei Stunden mit jemandem, manchmal auch vier. Und genau das liebe ich: die Möglichkeit, flexibel zu sein und das tun zu können, was es gerade braucht.
Was macht die Arbeit beim kbo-APP besonders?
Wir begleiten unsere Klienten über einen Zeitraum von meist vier Monaten sehr eng, bauen eine Beziehung auf, erleben Veränderungen mit. Ich sehe Fortschritte direkt und auch, wo ich mit meinen Stärken noch weiterhelfen kann. Das ist fachlich extrem erfüllend.
Wir arbeiten nicht im Schichtsystem und haben auch keinen Wochenenddienst. Ich bin mit 90 % angestellt – davon fließen mindestens 60 % in die Bezugsarbeit, die bei uns absolut wichtig ist. Die restliche Zeit nutze ich für Tourenplanung und Dokumentation, das lässt sich flexibel einteilen.
Die Flexibilität ist überhaupt ein großer Pluspunkt: Mein Mann arbeitet im Schichtsystem, wir haben einen Hund – da ist es Gold wert, den Tag flexibel gestalten zu können. Wenn mein Mann beispielsweise morgens im Dienst ist, kann ich meinen Arbeitsbeginn so legen, dass ich vorher noch mit dem Hund rausgehen kann. Meinen ersten Termin am Tag lege ich dann in Absprache mit dem Klienten einfach etwas später. Das ist eine enorme Entlastung, gerade, wenn man privat eingespannt ist. Die Work-Life-Balance ist, wie man so schön sagt, gechillter.
Die „München-Zulage“ und die Möglichkeit, einen neutralen Dienstwagen zu nutzen, sind zusätzliche Vorteile.
Was braucht man für diesen Job?
Einen riesengroßen Haufen Empathie. Und natürlich eine gewisse Erfahrung in der Psychiatrie wegen der Vielfalt der Krankheitsbilder. Aber vor allem: Interesse, sich auf Menschen einzulassen. Und die Fähigkeit, eigenverantwortlich zu arbeiten, aber nie alleine. Denn obwohl wir alle unsere Klienten eigenständig betreuen, ist das Team immer erreichbar, wenn man Fragen hat. Es ist ein kleines Team, wir arbeiten auf einem hohen fachlichen Niveau und sind wirklich unterstützend.
Wie war Dein Einstieg?
Ich wurde im Team sehr herzlich aufgenommen und habe die Zeit zur Einarbeitung bekommen. Man begleitet erfahrene Kolleginnen und Kollegen zu Terminen, schaut sich verschiedene Herangehensweisen an und entwickelt dann seinen eigenen Stil mit den eigenen Stärken. Ich habe mich nie allein gelassen gefühlt.
Was möchtest du potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern mitgeben?
Wer gerne im Wechseldienst und Nachtdienst arbeitet, ist beim kbo-APP wahrscheinlich nicht so gut aufgehoben. Wer aber gerne die Wochenenden frei hat und von Montag bis Freitag mit einer flexiblen Arbeitszeit arbeiten möchte, dem empfehle ich, einfach mal bei uns zu hospitieren und sich unsere Arbeit genauer anzusehen.
Wir sind dafür offen und freuen uns über alle, die Interesse an unserer Arbeit zeigen. Das Team ist klein, aber wir sind herzlich und liebevoll!
Herzlichen Dank für das Gespräch!