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Abgebildet ist Ferdinand Ulrich, der Mitbegründer des Psychiatrie-Museums Haar.

Ende einer Ära: Ferdinand Ulrich beendet seine Tätigkeit im Psychiatrie-Museum des kbo-Klinikums Haar

Zusammenfassung: Im Jahr 1970 begann Ferdinand Ulrich seine Karriere im damaligen Bezirkskrankenhaus (BKH) Haar und blieb seinem Arbeitgeber über die nächsten 50 Jahre treu. Nun verabschiedet sich der langjährige Krankenpfleger und Mitgründer des Psychiatrie-Museums in den Ruhestand.

Von Henner Lüttecke am

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Alles begann mit dem Zivildienst: Ferdinand Ulrich startete 1970 seinen Zivildienst im damaligen Bezirkskrankenhaus in Haar (heute: kbo-Isar-Amper-Klinikum) und blieb seinem Arbeitgeber über die nächsten 50 Jahre treu. Im April 2021 beendete er seine lange Karriere und verabschiedete sich endgültig in den Ruhestand. 

Der Zivildienst war zu Beginn der 70er Jahre noch die Ausnahme. „Kriegsdienstverweigerer“ mussten schriftlich und auch mündlich begründen, warum sie statt dem Dienst an der Waffe lieber in einem Krankenhaus ihren gesellschaftlichen Dienst leisten möchten. Ulrich entschied sich dafür. Er konnte nicht nur seinen Zivildienst in Haar leisten, sondern auch seine Ausbildung als Krankenpfleger beginnen. Allein war er nicht, schließlich leisteten 50 Zivis gleichzeitig ihren Dienst dort. Auch privat fand Ulrich hier sein Glück, lernte seine Ehefrau kennen, mit der er seither in Haar wohnt.  

Die Zeit vor der Psychiatrie-Enquete

Vieles war damals anders als heute, gerade die Stationen und auch die Versorgung der Patientinnen und Patienten. Es war die Zeit vor der Psychiatrie-Enquete: Große Stationen mit mehr als 40 Betten waren normal. Und ebenso normal war es, dass Patientinnen und Patienten nicht für wenige Wochen behandelt wurden, sondern teilweise über Jahrzehnte im Krankenhaus lebten. Es gab damals nur eingeschlechtliche Stationen. Das änderte sich erst mit der Umsetzung der Psychiatrie-Enquete und dem langwierigen Aufbau eines ambulant-komplementären Hilfesystems außerhalb der Klinik. Externe Gutachten zur Versorgung von Menschen mit einer psychischen Erkrankung schlugen zudem kleinere Bereiche und die Sektorisierung vor. 

Neue Aufgaben und mehr Verantwortung

Nach seiner Ausbildung folgten für Ferdinand Ulrich verschiedene Stationen im Haus mit mehr und mehr Verantwortung. 1990 absolvierte er in München die Ausbildung zur Pflegedienstleitung. Nach wenigen Jahren war er Oberpfleger im Fachbereich Ost mit den Aufnahmestationen 12/4A und 12/4B und mehreren weiterführenden Stationen. „Die Veränderungen durch die Psychiatrie-Enquete waren spürbar, auch die Unterstützung durch das ambulant-komplementäre System, auch im Bezirkskrankenhaus änderte sich die Haltung gegenüber Patienten“, so Ulrich. 

Kontinuierlich übernahm Ulrich weitere Aufgaben: Er betreute die Gastschülerinnen und Gastschüler und er entwickelte ein Konzept für den Welcome-Day, an dem neue Mitarbeitende einen kompletten Überblick über das Haus und seine vielfältigen Angebote und Aufgaben bekamen. Es war Zufall, dass die psychosomatische Station 16/D aus Brandschutzgründen ausziehen musste. So konnte Ulrich in zwei Zimmern alte Gegenstände aus der Gründerzeit sammeln. Unter anderem ein Metallbett mit einer Rosshaar-Matratze.  

Gründung des Psychiatrie-Museums

2005 fand das 100-jährige Jubiläum des kbo-Isar-Amper-Klinikums Haar statt: Lange vor dem Jubiläum mit zahlreichen Veranstaltungen über das ganze Jahr hinweg begannen die Vorbereitungen auf den runden Geburtstag. Die Idee, die Geschichte in einem eigenen Museum darzustellen, war schnell geboren. Auf Initiative des damaligen Krankenhausdirektors und heutigen Vorstandsvorsitzenden Martin Spuckti begannen Ferdinand Ulrich, Alma Midasch und Günter Goller, Ausstellungsstücke im gesamten Klinikum zu sammeln und zu archivieren. Vieles kam schnell zusammen, auch dank der sehr guten Kontakte. Gesammelt wurde zunächst alles im Dachgeschoss des Hauses 16. Die Suche nach einem geeigneten Ausstellungsort gestaltete sich schwierig. Schließlich fiel die Entscheidung auf die damaligen Personalratsräume auf der Ostseite der Vockestraße 76 im ersten Stock. 

„Wir hatten die volle Unterstützung der Direktion und konnten das Museum toll gestalten“, so Ulrich. Pünktlich zum Jubiläum wurde das Museum 2005 der Öffentlichkeit vorgestellt, der Rest ist im wahrsten Sinne Geschichte: „Das kleine Museum hat sich sehr schnell etabliert, unsere Besucherinnen und Besucher kamen aus nah und fern, waren jung und alt. Gerade viele Schulklassen nutzten das Museum, um sich einen Überblick über die NS-Zeit zu machen“, so Ulrich. Mehr als 26.000 Menschen haben das Museum inzwischen besucht, eine äußerst hohe Zahl für ein so kleines Museum. Als Anerkennung seiner Arbeit wurde Ulrich und dem gesamten Museumsteam von Bezirkstagspräsident Josef Mederer die Bezirksmedaille verliehen. 

Verabschiedung in den Ruhestand

Jetzt, nach über 50 Jahren Dienst im Klinikum, möchte sich Ulrich mehr Zeit gönnen: für sich, für seine Ehefrau und manche Trips mit dem Wohnmobil. Und auch die Kinder samt Enkelkinder freuen sich über mehr Zeit mit ihrem Vater und Opa. 

„Ein herzliches Dankeschön für die außergewöhnliche Leistung und den Aufbau eines Museums, das viele Menschen begeistert und informiert zugleich“, fasst Geschäftsführer Franz Podechtl die Lebensleistung passend zusammen. „Ferdinand Ulrich, genießen Sie den mehr als verdienten Ruhestand – wir wünschen alles Gute“, so Podechtl.

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