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Ausgezeichnet als Top-Mediziner

Prof. Dr. Michael Landgrebe, Chefarzt der kbo-Lech-Mangfall-Klinik Agatharied und Ärztlicher Direktor der kbo-Lech-Mangfall-Kliniken, wurde vom Focus-Magazin auch im Jahr 2021 für den Bereich Schizophrenie ausgezeichnet.

Wir gratulieren und freuen uns, dass weitere kbo-Ärzte in der Focus Ärzteliste 2021, erschienen im Juni 2021, ausgezeichnet wurden (alphabetisch nach Fachgebiet):  Akutgeriatrie: PD Dr. Jens Benninghoff (kbo-Isar-Amper-Klinikum),  Angst- und Zwangsstörungen: Prof. Dr. Peter Zwanzger (kbo-Inn-Salzach-Klinikum), Depressionen: Prof. Dr. Peter Brieger (kbo-Isar-Amper-Klinikum) Suchterkrankungen: Prof. Dr. Ulrich Zimmermann (kbo-Isar-Amper-Klinikum).

Barbara Falkenberg hat mit Prof. Dr. Michael Falkenberg über Schizophrenie gesprochen.

Herr Prof. Landgrebe, erst einmal einen herzlichen Glückwunsch, Sie sind zum wiederholten Male vom Focus-Magazin zum Top-Mediziner im Bereich Schizophrenie ausgezeichnet worden.

Michael Landgrebe (ML): Vielen Dank. Seit 2012 habe ich die Ehre, im Focus als Topmediziner gelistet zu sein. Insofern kam sie auch nicht allzu überraschend. Dennoch freut es mich natürlich, wenn meine Leistungen, hier hinsichtlich der Behandlung eines spezifischen Krankheitsbilds, auch auf diese Weise gewürdigt werden. Zumal ich mich in Gesellschaft sehr renommierter, hochrangiger Ärztekollegen befinde.

Wie kommt man eigentlich in den Genuss einer solchen Listung?

ML: Es gilt, bestimmte Qualitätskriterien zu erfüllen, eine Mischung aus wissenschaftlicher Expertise, auch in Form von hochrangigen Fach-Publikationen, aus Empfehlungen von Kollegen und zu guter Letzt auch aus Bewertungen von Patienten. In jedem Fall ist es gar nicht so leicht, in diese Liste aufgenommen zu werden und das dazugehörige Güte-Siegel zu erhalten. Da sich diese einmal jährlich erscheinende Ärzte-Liste einer recht hohen Aufmerksamkeit erfreut, sind dadurch auch schon manche Erstkontakte entstanden.

Die Schizophrenie ist eines Ihrer Steckenpferde?

ML: So würde ich es nicht formulieren, aber sie ist in jedem Fall ein wichtiger Baustein meiner wissenschaftlichen Karriere und gehört neben der Depression und dem Neurostimulationsverfahren zu meinen Schwerpunkten. Und natürlich auch im klinischen Alltag, immerhin leiden etwa 25 Prozent der bei uns in der Klinik behandelten, psychisch erkrankten Menschen unter diesem Krankheitsbild.

Wie würden Sie dieses Krankheitsbild beschreiben?

ML: Es ist sehr vielschichtig mit einem ungeheuren Symptome-Spektrum und einer hohen Einbuße an Lebensqualität, somit gleichermaßen spannend wie herausfordernd.

Trotz vieler neuer Medikamente und einem medizinischen Fortschritt auch in diesem Bereich, das Krankheitsverständnis ist tatsächlich deutlich vorangekommen, ist die Langzeitprognose für Patienten, die unter Schizophrenie leiden, noch immer eher schlecht. Das ist einerseits ein wenig frustrierend, spornt aber auch an, hier weitere Anstrengungen, therapeutische wie wissenschaftliche Bemühungen, zu unternehmen, um die Prognose, sprich: die Lebenserwartung und vor allem auch die Lebensqualität zu verbessern.

Was macht die Behandlung der Schizophrenie so herausfordernd?

ML: Zunächst einmal handelt es sich, wie schon erwähnt, um einen sehr vielschichtigen Symptomenkomplex, zum anderen entziehen sich die Patienten oft einer Therapie oder führen diese nicht zu Ende, was in der Natur dieser Erkrankung und der damit einhergehenden, bei manchen Patienten fehlenden Krankheitseinsicht begründet liegt: sie erkennen schlicht nicht die Notwendigkeit und haben nicht den entsprechenden Willen, den Behandlungsempfehlungen ihres Arztes zu folgen. So führt die Krankheit oft und schnell dazu, dass die Patienten aus ihrem normalen, sozialen Leben herausgerissen werden.

Ein Teufelskreis …

ML: Genau, sie finden dann gar keine Unterstützung mehr und der schubweise Verlauf, sehr typisch für diese Erkrankung, leistet dem nochmals Vorschub.

Kann man die Schizophrenie denn medikamentös behandeln?

ML: Es gibt viele wirksame Medikamente, so genannte Neuroleptika, die sehr schnell typische Symptome der Schizophrenie – beispielsweise Verfolgungserleben oder Wahnvorstellungen – lindern können. Leider besitzen diese aber auch, wie so häufig in der Medizin, belastende Nebenwirkungen. Eine davon ist eine Gewichtszunahme, unter der die Patienten oft leiden. Eine andere eine Diabetische Stoffwechsellage sowie ein erhöhtes Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt und sich daraus ergebende Folgen. Da die Schizophrenie in vielen Fällen eine chronische Erkrankung ist, müssen die Patienten die Medikamente ein Leben lang einnehmen. Das heißt, sie sind ein Leben lang mit möglichen Nebenwirkungen konfrontiert. Hier eine gute Balance zwischen Wirkung und Nebenwirkung zu finden, ist eine ständige Herausforderung. Und leider ist noch immer die Lebenserwartung schizophrener Patienten im Vergleich zur gesunden Normalbevölkerung deutlich reduziert.

Worin liegt denn der Behandlungsfortschritt?

ML: Früher waren die Patienten über Monate, einige sogar jahrelang, in Kliniken untergebracht, da hat sich schon grundlegend etwas verändert. Heute versucht man, die Patienten möglichst rasch wieder in ihren Alltag zu integrieren. Hier bei uns in der kbo-Lech-Mangfall-Klinik Agatharied bleiben die an Schizophrenie erkrankten Patienten im Durchschnitt drei Wochen zur Behandlung, wobei es natürlich Ausnahmen gibt. Unser Ziel ist es, dass die Patienten vermehrt unsere ambulanten Angebote in Anspruch nehmen, „viel hilft nicht immer viel“ trifft eben nicht immer zu, ganz im Gegenteil. Die Gefahr einer Hospitalisierung darf man nicht unterschätzen und irgendwann ist der Zug einer Re-Sozialisierung eben auch mal abgefahren.

Wie sieht – neben einer medikamentösen – die Behandlung im Normalfall bei Schizophrenie aus?

Wir führen – wie auch bei anderen Krankheitsbildern – klassisch ein multi-modales Therapieprogramm durch: Psychische Therapieformen, tagesstrukturierende und aktivierende Maßnahmen wie Ergo-, Kunst- oder Musiktherapie, gehören genauso dazu wie Einzel- oder Gruppengespräche. Vor allem auch das kognitive Training nimmt einen immer höheren Stellenwert in der Therapie ein.

Es gibt demnach auch Lichtblicke in der Erfolgsbilanz der Behandlung?

Durchaus, eine Entwicklung ist da, die Krankheit ist behandelbar, ja, aber dass wir sie im Griff haben, kann man leider nicht behaupten. Es gibt immer wieder schwere, chronische Verläufe, die kaum oder gar nicht auf alle Behandlungsversuche ansprechen – hier liegt, wie bereits gesagt, die große Herausforderung für die Zukunft. Neue medikamentöse Therapie-Ansätze wären wünschenswert, einiges befindet sich ja in der Forschung, da können wir nur hoffen, dass es bis zum Einsatz in den Kliniken nicht mehr allzu lange dauern wird.

Gibt es Frühwarn-Symptome, die auf eine schizophrene Erkrankung hinweisen?

Die meisten Patienten trifft die Erkrankung in der Adoleszenz, also im jüngeren Erwachsenenalter. Erste Prodromalsymptome können auch auf eine Depression hindeuten, also sozialer Rückzug, Angst, Schwierigkeiten in der Schule, Konzentrationsschwächen, um nur einige wichtige zu nennen. Hier ist eine umfangreiche, sorgfältige Diagnosestellung ungemein wichtig. Da es auch eine genetische Komponente gibt, sollte man bei einem entsprechenden familiären Hintergrund sehr wachsam sein und gerade diese Hochrisiko-Patienten im Auge behalten.

Herr Professor Landgrebe, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

Von Barbara Falkenberg 19. August 2021