Prävention als Schlüssel
„Wer frühzeitig mit den richtigen Werkzeugen ausgestattet ist, der ist besser auf die kommenden Herausforderungen vorbereitet“, brachte Thomas Schwarzenberger, Bezirkstagspräsident von Oberbayern und kbo-Verwaltungsratsvorsitzender, das Kernanliegen des kbo-Fachsymposiums „Prävention: Psychische Gesundheit nachhaltig (wieder) erhalten“ in seiner Begrüßungsansprache am 26. Juni 2024 auf den Punkt. Er verglich darin die Wirksamkeit gezielter Prävention im psychiatrischen Behandlungskontext mit der erforderlichen Ausrüstung eines Bergsteigers. Auch die Bayerische Staatsministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention Judith Gerlach hob in einer Videobotschaft den hohen Stellenwert der Prävention im Gesundheitsbereich hervor.
Der kbo-Vorstandsvorsitzende Franz Podechtl stellte bei seiner Begrüßung besonders heraus, dass die Anwesenheit der Teilnehmenden des kbo-Fachsymposiums bereits ein präventiver Akt sei, indem sie Eindrücke aus den Vorträgen sammelten, um diese später im beruflichen Alltag umzusetzen. Dass es auch in Hinblick auf den Fachkräftemangel wichtig sei, Krankheiten möglichst frühzeitig zu verhindern, sodass stationäre Aufenthalte im besten Fall gar nicht mehr nötig seien, bekräftigte Dr. Margitta Borrmann-Hassenbach: „Prävention ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, so die kbo-Vorständin.
Sichtlich gerührt hieß auch Dr. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, die Teilnehmenden des kbo-Fachsymposiums im Hubert-Burda-Saal am Sankt-Jakobs-Platz in der Münchner Innenstadt willkommen. Sie hob die langjährige, tiefe Verbundenheit zwischen der Israelitischen Kultusgemeinde und kbo hervor und erinnerte die Anwesenden daran, dass unter anderem die zahlreichen globalen Krisenherde ihre Gemeindemitglieder aktuell unter Druck setzten und Prävention bei Jung und Alt eine tragende Säule zur Bewältigung dieser schwierigen Zeiten sei.
Querschnitt durch die Präventionsarbeit
Den Anfang der Vortragsreihe machte Prof. Dr. Arno Deister vom Aktionsbündnis Seelische Gesundheit, der aus Berlin angereist war. Anschaulich verdeutlichte er, wie wenig die Prävention im Gesundheitswesen aktuell noch an Beachtung findet. Warum Prävention aber bereits ab der frühen Kindheit notwendig ist, erläuterten Prof. Dr. Volker Mall, kbo-Kinderzentrum München, Prof. Dr. Marcel Romanos, Institutsvorstand des Deutschen Zentrums für Präventionsforschung Psychische Gesundheit (DZPP), und Priv.-Doz. Dr. Katharina Bühren, kbo-Heckscher-Klinikum. Sie erklärten, dass die Resilienz im Erwachsenenalter maßgeblich von frühkindlichen Faktoren beeinflusst werde.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Präventionsarbeit wurde von Prof. Dr. Peter Brieger, kbo-Isar-Amper-Klinikum, thematisiert. Er wies darauf hin, dass die Stigmatisierung psychischer Erkrankungen oft den Zugang zu adäquater Behandlung erschwert und unterstrich die Notwendigkeit einer fortlaufenden Sensibilisierung der Gesellschaft.
Priv.-Doz. Dr. Ute Lewitzka, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, die per Videozuschaltung aus Dresden teilnahm, thematisierte die Suizidprävention. Sie erläuterte unter anderem, dass durch bauliche Maßnahmen wie Sicherheitsvorkehrungen an der Golden Gate Bridge oder Bahnsteigtüren in der Londoner U-Bahn bereits signifikante Erfolge in der Suizidprävention erzielt werden konnten und stellte die These auf, dass die Lithiumkonzentration im Trinkwasser sich möglicherweise auf die Suizidbereitschaft von Menschen auswirken könnte.
Die Errungenschaften der 2018 eingeführten Stationsäquivalenten Behandlung (StäB) am kbo-Isar-Amper-Klinikum stellten Sabine Kühnel und Dr. Gunter Weikl vor. Das Konzept, die Patienten und Patientinnen ambulant zuhause zu versorgen, soll weiter ausgebaut werden. „Ich habe von jungen ärztlichen Kollegen Sätze gehört wie: ,Ich habe doch nicht so lange studiert um dem Patienten mein Wissen hinterherzutragen.' Doch, genau das müssen wir tun“, bekräftigte Sabine Kühnel. Wie auch die digitale Plattform Curamenta Patientinnen und Patienten künftig den Zugang zur Versorgung durch ihre Niederschwelligkeit erleichtern kann, erläuterte Marius Kreissl, kbo-Kommunalunternehmen.
Umbau für die Zukunft
Die Moderation des Symposiums übernahmen Kerstin Weinisch vom kbo-Inn-Salzach-Klinikum, Sprecherin der pflegerischen Direktionen bei kbo, und Prof. Dr. Michael Landgrebe von den kbo-Lech-Mangfall-Kliniken, Sprecher der ärztlichen Direktionen bei kbo. Zum Abschluss der Veranstaltung fand ein Round Table statt, bei dem eine Sechserrunde bestehend aus Christina Kießling, kbo-Lech-Mangfall-Kliniken, Prof. Dr. Marcel Romanos, Dr. Claudia Ritter-Rupp, Kassenärztliche Vereinigung Bayerns, Priv.-Doz. Dr. Katharina Bühren, Prof. Dr. Peter Brieger und Prof. Dr. Volker Mall die drängendsten Herausforderungen der nächsten Jahre diskutierten, insbesondere den zunehmenden Fachkräftemangel im Gesundheitswesen. „Wir sind doch gar nicht in der Lage, diese Szenarien, die wir die nächsten acht bis zehn Jahre absehbar bekommen, adäquat aufzufangen. Wir müssen doch eigentlich alle unsere Institutionen, in denen wir arbeiten, massiv umbauen, damit wir tatsächlich zukunftsfest sind“, lautete das Fazit von Prof. Dr. Peter Brieger.
Insgesamt zeigte das kbo-Fachsymposium eindrücklich, dass Prävention eine zentrale Rolle bei der Erhaltung und Förderung psychischer Gesundheit spielt.
Die Künstlerin Beate Kopp hielt die Veranstaltung in Form eines Graphic Recordings zeichnerisch auf Papier fest. Das leibliche Wohl der Teilnehmenden wurde durch ein Buffet des Restaurants Einstein mit israelischen Spezialitäten gesichert. Eine Führung durch die Synagoge am Sankt-Jakobs-Platz rundete das Tagungsevent ab und bot den Teilnehmenden zudem einen kulturellen Einblick in die jüdische Gemeinde Münchens.