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Tiergestützte Therapie in der kbo-Lech-Mangfall-Klinik Garmisch-Partenkirchen

Collie-Mischlingsrüde Mio ist nach bestandener Prüfung ausgebildeter Therapiehund und sogleich Liebling der Patientinnen und Patienten (und der Mitarbeitenden) geworden.

Mit seinen großen, braunen Augen schaut der vierjährige Collie-Mischling Mio in die Runde. Es ist die Stunde der tiergestützten Therapie in der kbo-Lech-Mangfall-Klinik Garmisch-Partenkirchen und der hellbraune Vierbeiner erobert mal wieder mit seiner liebenswerten, zurückhaltenden Art und seiner freundlichen Ausstrahlung die Herzen der anwesenden Patientinnen und Patienten.

Die Diplom-Psychologin Emma Huß hat Mio als Junghund mit Unterstützung einer Tierschutzorganisation aus einem Tierheim in Spanien vor dem Tod gerettet. Sie erzählt: „Anfangs war er ängstlich und unsicher, es hat eine Zeit lang gebraucht, bis er Vertrauen zu mir und dann zu anderen gefasst hat. Viel Geduld, Lob, Ruhe und Zuversicht waren notwendig, bis sich nach etwa einem Jahr seine durch Traumatisierungen bedingte Unsicherheit deutlich gebessert hatte.“

Ausbildung und Prüfung

Inzwischen hat Mio auch seine zweijährige Ausbildung zum Therapiebegleithund unter anderem in den Bereichen Mensch-Hund-Beziehung, psychologische und rechtliche Grundlagen, Tierschutz oder Gehorsam erfolgreich abgeschlossen. Da es in Deutschland bislang noch keine zertifizierte und vereinheitlichte Prüfungsordnung gibt, hat Mio die offizielle Prüfung, die jedes Jahr wiederholt werden muss, in Österreich abgelegt. Die beiden Prüfer und die Klienten habe er mit seinem Charme, so Huß, „sofort um seinen Finger gewickelt.“

Wohl auch durch die erlebte Todesnähe ist Mio ein überaus dankbares und sensibles Tier. „Eigenschaften, die ihn als Therapiehund besonders befähigen“, sagt die Psychologin. „Manche Patienten mit psychischen Erkrankungen fassen zu Tieren schneller Vertrauen als zu Menschen, weil diese wertfrei, einfühlsam, verlässlich und ehrlich in ihrem Verhalten sind.“

Emma Huß und Mio sind jedenfalls ein eingespieltes, gut funktionierendes Team. Wenn die beiden mit den Patientinnen und Patienten die Nein-Sage-Übung trainieren – Mio darf erst dann ein vor ihm liegendes Leckerli fressen, wenn es ihm ausdrücklich vom Patienten erlaubt wird oder wenn er auf Kommando beispielweise Pfötchen gibt –, dann freuen sich die Patientinnen und Patienten nicht nur über ihre schnellen und sichtbaren Erfolge, sondern diese Erlebnisse steigern auch ihr Selbstwertgefühl.

Tiergestützte Therapie im Vergleich zu anderen Therapieformen

In der kbo-Lech-Mangfall-Klinik Garmisch-Partenkirchen wird die tiergestützte Hunde-Therapie als wichtiges komplementärmedizinisches Angebot in der Behandlung von psychiatrischen, psychosomatischen und neurologischen Erkrankungen erfolgreich eingesetzt. So kann die tiergestützte Therapie beispielsweise bei Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, Persönlichkeitsstörungen, Traumatisierungen oder demenziellen Erkrankungen dabei helfen, den so wichtigen therapeutischen Zugang auf der emotionalen Ebene zu öffnen. „In der Hundetherapiegruppe lachen die Patienten viel, mehr als in anderen Gruppen. Sie sind hoch motiviert, entspannt und konzentriert und können erkennen, dass ihr emotionaler Zustand veränderbar ist. So lassen sich manche seelischen Krisen besser und schneller bewältigen“, berichtet Huß von ihren Erfahrungen. Zudem fördere diese Therapieform die allgemeine Aktivierung und Motivation der Patientinnen und Patienten. Weil Hunde einen hohen Aufforderungscharakter besitzen, gelingt es den Patientinnen und Patienten, sich einzulassen, Nähe zuzulassen und sich zu öffnen, aber gleichzeitig auch eigene Grenzen durch ein klares „Nein" zu wahren.

Bei Interesse an der tiergestützten Therapie wenden Sie sich bitte per E-Mail an emma.huss(at)psychiatrie-gap.de.

Von Barbara Falkenberg 8. Dezember 2021