„Wir brauchen eine höhere Sensibilität und mehr Aufklärung bei Cannabis“
Daniela Ludwig, Drogenbeauftragte der Bundesregierung, im kbo-Inn-Salzach-Klinikum Wasserburg am Inn
Cannabis ist alles andere als ein harmloses Kraut. Gerade bei Jugendlichen kann es zu Psychosen und anderen irreparablen Schäden führen. „Die Legalisierungsdebatte bei Cannabis ist insofern fragwürdig“, sagte deshalb der Ärztliche Direktor des kbo-Inn-Salzach-Klinikums, Prof. Dr. Peter Zwanzger, bei einem Gespräch mit der Drogenbeauftragten der Bundesregierung und Rosenheimer CSU-Bundestagsabgeordneten Daniela Ludwig. „Wir brauchen in Deutschland eine viel höhere Sensibilität und mehr Aufklärung zu diesem Thema. Cannabis muss zum No-Go werden. Besonders bei Jugendlichen gibt es häufig kein Risikobewusstsein. Viele glauben nicht, wie gefährlich der Konsum ist.“
Daniela Ludwig sieht den zunehmend leichten Umgang mit Cannabis ebenfalls als großes Problem. „Deshalb haben wir eine Aufklärungskampagne zu diesem Thema gestartet. Vor allem über Social Media wollen wir Jugendliche erreichen und sie über die gesundheitlichen Risiken aufklären, die gerade in jungen Jahren erheblich sind.“
Zweites großes Thema in der Drogenpolitik sei die rasante Zunahme der neuen psycho-aktiven Stoffe, kurz NPS. „Die Konsumenten beziehen diese synthetischen Drogen vor allem über das Internet. Sie wissen nicht, welche Inhaltsstoffe drin sind, der Markt ist nicht überschaubar, das Risiko schwerwiegender Schäden sehr hoch.“ Nicht zuletzt aus diesem Grund hat sich die Drogenbeauftragte über das Drug-Checking in Tirol informiert. „Erfahrungen dort zeigen, dass man dort aufgrund von Drug-Checking weiß, was auf dem Markt gerade gefragt ist. Und man kann Suchtkranke besser über die Gefährlichkeit der Stoffe aufklären.“
Das kbo-Inn-Salzach-Klinikum verfügt über einen großen Fachbereich Suchtmedizin. Rund ein Drittel aller Patientinnen und Patienten des psychiatrischen Klinikums sind Menschen mit einer Suchterkrankung. „70 Prozent der Suchtkranken kommen freiwillig“, berichtete die Chefärztin der Suchtmedizin Ruth Höfter. „Das ist eine gute Voraussetzung für einen Therapieerfolg.“ Rund drei Viertel der Patienten sind Männer, ein Viertel Frauen. „Hauptdiagnosen sind Alkohol, Opioide, Cannabis und Sedativa“, so Höfter. Auffallend: Menschen mit einer Alkoholsicht sind mit einem Durchschnittsalter von 46 Jahren deutlich älter als Menschen mit einer Cannabis-Abhängigkeit. Sie sind im Durchschnitt 27 Jahre alt.
Das kbo-Klinikum bietet qualifizierten Entzug mit anschließender psychiatrischer und therapeutischer Behandlung an. „Wir verstehen uns als erste Anlaufstelle für Suchtkranke, die eine stationäre Behandlung benötigen“, so Höfter. Der körperliche Entzug dauert zwischen drei und acht Tagen, danach beginnt die intensive psychiatrische Behandlung. Die Patienten haben einen straffen Stundenplan von frühmorgens bis in die Abendstunden. Integriert ist auch der Kontakt mit Selbsthilfegruppen und Drogenberatungsstellen. „Hier sind wir in der Region sehr gut aufgestellt. Wir sind bestens mit den Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen vernetzt“, betonte Höfter.
Die Statistiken des kbo-Klinikums bezeichnete Daniela Ludwig als beeindruckend. Rund 46 Prozent der Menschen mit einer Suchterkrankung verlassen das Klinikum regulär und brechen die Behandlung nicht ab. „Diese Zahlen sprechen für sich und sind ein Beleg für die ausgezeichnete Arbeit und das medizinisch-therapeutische Konzept der Klinik“, so Ludwig. „Es ist sehr wichtig, dass wir in der Region eine so herausragende Anlaufstelle für Suchtkranke haben.“ Denn dass Sucht eine Krankheit ist, sei bei den meisten in der Gesellschaft noch nicht angekommen. „Viele verstehen nicht, dass Süchtige krank sind. Hier helfen Vorträge oder Belehrungen nicht weiter. Wir müssen Suchtkranke adäquat behandeln und ihnen die Chance auf eine Rückkehr in ein suchtfreies Leben geben. Im kbo-Inn-Salzach-Klinikum finden sie dafür die besten Voraussetzungen.“