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Krisendienst Psychiatrie Oberbayern geht in Regelbetrieb

Es ist eine beispielhafte Kooperation zwischen den Trägern der freien Wohlfahrtspflege, kbo und weiteren Netzwerkpartnern: der Krisendienst Psychiatrie Oberbayern. Jetzt geht das Projekt des Bezirks Oberbayern mit der Gründung einer gemeinnützigen GmbH in den Regelbetrieb.

Der Krisendienst Psychiatrie ist ein Angebot zur psychiatrischen Soforthilfe für die Bürgerinnen und Bürger Oberbayerns. Unter der Rufnummer 0800 / 655 3000 erhalten Menschen in seelischen Krisen, Mitbetroffene und Angehörige qualifizierte Beratung und Unterstützung. Auch Fachstellen können sich an den Krisendienst wenden. Herzstück des Krisendienstes ist die Vernetzung aller wichtigen Akteure von der Sozialpsychiatrie bis hin zu den Kliniken. So entsteht ein Hilfenetz, das die Basis für die ganzheitliche Versorgung von hilfebedürftigen Menschen darstellt. Anfang Dezember 2020 wurde die Krisendienst Psychiatrie Oberbayern gemeinnützige GmbH gegründet. Träger sind der Trägerverein der Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege Oberbayern e.V. (ARGE e. V.) und das kbo-Isar-Amper-Klinikum zu je 50 Prozent.

„Der Krisendienst ist ein einzigartiges Netzwerk, das alle Akteure in einer gleichberechtigten und vertrauensvollen Zusammenarbeit aufgebaut haben“, sagte Bezirkstagspräsident Josef Mederer. „Ich danke allen Beteiligten für ihren großartigen Einsatz. Menschen in psychischen Notlagen haben in Oberbayern fachlich hochkompetente Ansprechpersonen, die sie auf ihrem Weg aus der Krise begleiten. Markenkern des Krisendienstes sind die Erreichbarkeit rund um die Uhr und die qualifizierte aufsuchende Vor-Ort-Hilfe, die bundesweit einzigartig sind“, so Mederer weiter. Auch sei in der Praxis „nachweisbar, dass sich mit frühzeitiger Krisenhilfe Zwangseinweisungen vermeiden lassen“.

Maßgeblich beteiligt am Aufbau des Krisendienstes war Dr. Michael Welschehold, der ärztliche Leiter der Leitstelle. „Dr. Welschehold hat mit bewundernswerter Tatkraft die Leitstelle des Krisendienstes Psychiatrie ausgebaut und gesteuert. Dabei hat er Pionierarbeit geleistet“, würdigte der Bezirkstagspräsident dessen Tätigkeit.

„Ein so weitreichendes Netzwerk wie den Krisendienst Psychiatrie Oberbayern einheitlich und gemeinsam weiterzuentwickeln ist eine große Herausforderung. Die neue Regelstruktur soll Themen und Kräfte bündeln, interne Abläufe vereinfachen und damit Qualität und Verlässlichkeit des Krisendienstes für hilfesuchende Menschen weiter verbessern“, so Dr. Michael Welschehold. Der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie hat die Leitstelle des Krisendienstes Psychiatrie bisher geleitet und wird künftig als Prokurist eingesetzt. Zusammen mit Cornelia Maier, als Geschäftsführerin neu im Team des Krisendienstes, wird Dr. Welschehold den Ausbau weiter vorantreiben und die Zusammenarbeit im Netzwerk koordinieren.

Ausblick

Bereits heute ist der Krisendienst Psychiatrie an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr telefonisch erreichbar. Voraussichtlich bis Ende Juli 2021 werden auch die mobilen aufsuchenden Teams in ganz Oberbayern rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr im Einsatz sein. Zu diesem Zeitpunkt werden rund 900 Mitarbeitende in den aufsuchenden Diensten und der Leitstelle tätig sein.

Krisendienst Psychiatrie Oberbayern | www.krisendienste.bayern/oberbayern 
Soforthilfe bei seelischen Krisen

Erreichbarkeit: täglich 0 bis 24 Uhr

Rufnummer: 0800 / 655 3000

Leistungen:

  • Telefonische Beratung
  • Mobile Einsätze
  • Ambulante Krisentermine
  • Bei Bedarf: Vermittlung passender ambulanter und stationärer Behandlungsangebote

Telefonkontakte: rund 30.000 im Jahr 2019

Der Krisendienst Psychiatrie ist ein Angebot zur psychiatrischen Soforthilfe für die Bürgerinnen und Bürger Oberbayerns. Unter der Rufnummer 0800 / 655 3000 erhalten Menschen in seelischen Krisen, Mitbetroffene und Angehörige qualifizierte Beratung und Unterstützung. Auch Fachstellen können sich an den Krisendienst wenden. Die Leitstelle ist täglich rund um die Uhr erreichbar. Ihre Mitarbeitenden hören zu, fragen nach und suchen mit den anrufenden Menschen nach Wegen aus der Krise. Bei Bedarf vermittelt die Leitstelle persönliche Beratungstermine in den regionalen Sozialpsychiatrischen Diensten sowie ambulante und stationäre Behandlungsangebote. Mobile aufsuchende Einsatzteams unterstützen Menschen in schweren Notlagen mit Hausbesuchen.

Die Leitstelle hatte 2019 fast 30 000 Telefonkontakte. Seit Beginn der Corona-Pandemie wenden sich durchschnittlich pro Tag bis zu rund 170 Menschen an den Krisendienst.

Hintergrund

Schnelle Hilfe von Experten: Im Krisendienst Psychiatrie sind erfahrene Fachkräfte tätig. Sie sind im Umgang mit seelischen Krisen geschult und arbeiten multiprofessionell. Das heißt, sie bündeln Fachwissen und Erfahrungen aus verschiedenen Bereichen der Psychologie und Psychiatrie. Zum Team des Krisendienstes gehören Sozialpädagogen, Psychologen, Fachpflegekräfte für Psychiatrie und Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie. So ist gewährleistet, dass bei der Krisenhilfe medizinische, psychologische und soziale Aspekte einfließen.

Entwickelt wurde die Idee der psychiatrischen Krisenhilfe in München von Menschen mit Psychiatrie-Erfahrung, Angehörigen sowie Experten aus dem ambulanten, sozialpsychiatrischen und stationären Bereich. Dahinter stand die Erkenntnis, dass es zum flächendeckenden Erste-Hilfe-System für körperliche Erkrankungen auch ein Notfallsystem für spezielle therapeutische Bedürfnisse von Menschen in einer seelischen Krise geben müsse.
Deshalb wurde 2007 der Krisendienst Psychiatrie München gegründet.

Seither ist es möglich, an einem Notfalltelefon auf die besonderen Bedürfnisse von Menschen in einer psychischen Notlage einzugehen. Der Sozial- und Gesundheitsausschuss des oberbayerischen Bezirkstags hat 2015 die Ausweitung des Angebots auf ganz Oberbayern beschlossen. Damit erhalten nicht nur die Münchner Bürger und Bürgerinnen wohnortnahe Hilfe bei seelischen Krisen, sondern seit Herbst 2017 die gesamte Bevölkerung Oberbayerns.

Von Susanne Büllesbach 5. Januar 2021